1982 nimmt ihn die Deutsche Grammophon unter Exklusiv-Vertrag. Gleich die erste Einspielung, das Doppelkonzert von Johannes Brahms zusammen mit Gidon Kremer unter der Leitung von Leonard Bernstein, wird ein Riesen-Erfolg - und der Cellist Mischa Maisky eine schillernde Figur der Klassik-Szene in West und Fernost. Am 10. Januar feiert er seinen 75. Geburtstag.
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Wenn Mischa Maisky Cello spielt, dann mit ganzer Seele und ganzem Herzen. Akademische Fingerübungen waren noch nie das Seine, Musik des 20. Jahrhunderts auch nicht. Maisky brennt für die Romantik, als Musiker und als Mensch. "Wenn man das Herz der Menschen erreichen will, muss es auch selbst von Herzen kommen. Es genügt nicht, mit dem Kopf oder den Händen zu musizieren".
Mstislaw Rostropowitsch gab dem jungen Mischa Maisky entscheidende Impulse. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Maisky wird 1948 in Riga in eine Musikerfamilie geboren. Sein Talent für das Violoncello fällt schnell auf - den Eltern, den Lehrern daheim, und in Moskau dem großen Cellisten Mstislaw Rostropowitsch. Der staunt, weil der junge Mischa mit so brillanter Technik und so überbordendem Temperament musiziert. Mit 17 Jahren holt Rostropowitsch Maisky nach Moskau ans Konservatorium und unterrichtet ihn, wann immer es seine Konzertreisen zulassen. Für Mischa Maisky war es ein wahr gewordener Traum, bei Mstislaw Rostropowitsch zu studieren.
Rostropowitsch war für mich viel mehr als ein Lehrer. Er war fast wie ein zweiter Vater.
Wenn Mischa Maisky Cello spielt, dann mit ganzer Seele und ganzem Herzen. | Bildquelle: Nicolas Brodard/DG
Musikalisch ist die Zeit Ende der 1960er-Jahre für Maisky eine erste Blüte: Er wird beim Tschaikowsky-Wettbewerb ausgezeichnet, debütiert mit den Leningrader Philharmonikern und saugt auf, was Rostropowitsch ihm über das Leben, die Musik und das Cello mitgibt. Politisch hingegen wird es für den Juden Maisky hart in der UdSSR. Weil seine Schwester nach Israel emigriert, landet er für eineinhalb Jahre im Gefängnis. Der Antisemitismus war alltäglich, selbst im russischen Pass von Maisky stand: "Nationalität – jüdisch". Zement schaufeln statt Cello-Spielen, so sieht Maiskys Realität 1970 aus.
Dem Lehrer Rostropowitsch sind die Hände gebunden, er beherbergt den Dissidenten Solschenizyn auf seiner Datscha und wird selbst mit Auftrittsverbot bestraft. Schließlich überweist ein befreundeter Arzt Maisky in eine Nervenheilanstalt. So entkommt er dem Militärdienst und gelangt zwei Jahre später ebenfalls nach Israel. Es ist der 7. November 1972, Mischa Maisky feiert ihn noch heute als seinen zweiten Geburtstag. "Wenn man mich fragt, wo ich zu Hause bin, antworte ich immer: Ich bin da zu Hause, wo die Menschen klassische Musik lieben, verstehen und genießen."
Ich nenne es nicht Emigration, was ich hinter mir habe. Ich sage lieber, ich bin 'repatriotiert'.
Auf Vermittlung von Rostropowitsch wird auch Gregor Piatigorsky, eine andere Cello-Ikone, sein Lehrer: "Wir haben nie über das Cello-Spielen gesprochen, sie haben auch nie gezeigt, wie Cello-Spielen geht", erinnert sich Maisky. "Das Wichtigste, das ich von beiden gelernt habe: Das Cello ist nur ein Instrument. Etwas, das uns hilft, das richtige Ziel zu erreichen. Und dieses Ziel ist die Musik. Nicht umgekehrt: mit der Musik zeigen wollen, wie gut man Cello spielt."
Mischa Maisky und das Münchner Rundfunkorchester spielten 2018 beim Festival der Nationen in Bad Wörishofen Werke von Camille Saint-Saëns, Gabriel Fauré und Georges Bizet. Die Leitung hatte Ivan Repušić. BR-KLASSIK war live dabei - hier können Sie den kompletten Konzertabend anschauen.
Mischa Maisky trägt gerne auffällige Outfits. In "Pinguin-Uniformen" fühlt er sich unwohl. | Bildquelle: BR Was und wie Mischa Maisky spielt, ob Bach, Saint-Saëns oder Rachmaninow, oftmals frei und eigenwillig, fällt ebenso auf wie seine Outfits. Mischa Maisky ist berühmt für seine bunten Hemden. Er habe nie ein bestimmtes Image im Kopf gehabt, so Maisky. Es seien eher "ganz praktische Gründe, denn ich schwitze viel beim Spielen und da fühle ich mich in so einer "Pinguin-Uniform" nicht wohl. Also probierte ich mehrere Outfits. Aber ich hatte nie einen Image-Berater."
Bis heute spielt Mischa Maisky auf einem Cello von Domenico Montagnana aus dem 18. Jahrhundert, dessen Kauf ihm ein Bewunderer nach dem Debüt in der Carnegie Hall 1973 ermöglichte. Und bis heute braucht es nicht viel, um den Musiker mit der aufwühlenden Biographie und dem breiten Repertoire glücklich zu machen: seine Familie, und die Musik. "Ich liebe das, was ich tue. Es hält mich jung."
Sendung: "Klassik-Stars" zum 75. Geburtstag des Cellisten Mischa Maisky am 10. Januar ab 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK