Als erst dritte Frau in der Geschichte der Academy Awards hat Hildur Guðnadóttir 2020 in Los Angeles ihre goldene Oscar-Trophäe entgegengenommen. Für den Soundtrack zum Film "Joker".
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Ob sie nach ihrem Oscar-Gewinn denn jetzt nach Hollywood ziehen wolle, wird Hildur gefragt. Das sei ihr zu sonnig, sagt sie. Sie bleibt also im wechselhaften Berlin. Da ist auch ihr Studio - vollgestellt mit Instrumenten, Kabeln und viel Technik. Ihre Spielwiese zum Improvisieren und Experimentieren.
To the girls, to the women, to the mothers, to the daughters, who hear the music bubbling within – please speak up, we need to hear your voices.
Das regnerische Inselwetter, das Hildur Guðnadóttir von ihrer Kindheit auf Island gewohnt ist, spiegelt sich nicht nur in ihrer Ortswahl wieder. Man meint die Nebelschwaden, die Dunkelheit, den unerbittlichen Regen auch in ihren Kompositionen zu spüren. Düstere Melodien schleppen sich dahin; begleitet von subtilen Klangwolken, meist geführt vom Cello. Hildurs Instrument - das spielt sie, seit sie fünf Jahre alt ist. Klassik ist somit ein unerlässlicher Baustein in ihrem Schaffen. Aber eigentlich will sich Hildur befreien von vorgegebenen Klangmustern.
Und dafür braucht Hildurs Musik Luft zum Atmen. Deswegen nimmt sie sich so viel Zeit; verlangsamt gefühlt den Sekundenzeiger, um jede Nuance, jede Emotion zu erfassen. Die Akustik, die Resonanz, die Körperlichkeit von Musik, das interessiert Hildur Guðnadóttir. Und so ermutigte sie in ihrer Dankesrede bei der Oscar-Verleihung letztes Jahr alle Frauen, die Musik in ihrem Inneren zu spüren und sie in die Welt zu tragen.