Zuerst war sich Mirga Gražinytė-Tyla gar nicht sicher, ob sie Dirigentin werden wollte. Dann wählte sie den Beruf, weil sie kein Instrument gelernt hatte. Keine Grundvoraussetzungen für eine große Karriere? Von wegen! In Birmingham ist sie Chefdirigentin, und zur Zukunft fällt ihr nur ein: "Mirga Go!"
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"Es gab bei mir keinen Moment, in dem ich gesagt hätte: Ich will Dirigentin werden." Es ist etwas ungewöhnlich, dass Mirga Gražinytė-Tyla dies sagt, denn immerhin ist ihr Vater Chorleiter, die Mutter Pianistin. "Meine Eltern dachten, ein bodenständiger Beruf wäre doch viel sicherer und dann aber war ich elf Jahre alt. Ich hatte viel gesungen bis dahin, ich hatte nichts gelernt, kein Instrument, keine Theorie. Meine Idee war aber: Ich kann mir gar nichts anderes vorstellen als Musik. Und dann war die Lösung: Ich werde Dirigentin."
Es gab bei mir keinen Moment, in dem ich gesagt hätte: ich will Dirigentin werden.
Gesagt, getan. Und das im Eiltempo: Studium in Graz, Theater in Heidelberg, Bern und Salzburg. Dann der Ruf zum weltberühmten City of Birmingham Symphony Orchestra. Mit 29 Jahren. Der Wirbelwind ihrer Karriere spiegelt sich auch in ihrem Stil wider: Sie tänzelt auf dem Pult, sie springt in die Luft, geht tief in die Hocke, formt mit beiden Händen, gerne ohne Taktstock, peitscht und streichelt: ein Energiebündel. "Man benutzt ja trotzdem nur bestimmte Muskeln extrem, während die anderen dann viel weniger beteiligt sind", sagt sie. "Ausgleich ist absolut ein Thema, im Augenblick gehe ich keinen Schritt ohne meine Yoga-Matte."
Auf der Bühne oder im Gespräch: Mirga Grazinyte-Tyla wirkt sehr ausgeglichen. Auch in Sachen Zukunftsperspektive: "Mirga Go!"