Empfindsamkeit und raffinierte Wechselspiele zwischen Klang und Stille. Das zeichnet Sofia Gubaidulinas Musik aus. Heute genießt sie den Kultstatus einer Komponistin, die sich auch gegen Widerstände selbst treu geblieben ist.
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Vereinzelte Töne, die allmählich motivische Gestalt annehmen, sind typisch für Sofia Gubaidulina. Sie ist 27 Jahre alt, als sie Ende der 1950er-Jahre nach dem Studium am Moskauer Konservatorium als freischaffende Komponistin ihren Weg sucht. Kein leichtes Unterfangen für jemanden, der fernab der Metropole im russisch-tatarischen Schmelztiegel aufgewachsen ist.
Einsamkeit und die Stille sind für mich nötig. Und ohne die Natur es ist unmöglich, diese Konzentration des Geistes zu bekommen.
Gubaidulina kann wenig anfangen mit der engstirnigen Doktrin sowjetischer Kulturfunktionäre. In der Prüfungskommission, vor der sie ihren Abschluss macht, sitzt einer, der ihr Mut macht und sie bestärkt: Der Komponist Dmitrij Schostakowitsch ermuntert sie, ihren Weg zu gehen. Und so beschäftigt sich Gubaidulina mit Zwölftonmusik, mit Mahler, Strawinsky, Bach. Musiker wie der Geiger Gidon Kremer machen sie und ihre Stücke auch im Westen bekannt.
Neben Musik für großes Orchester liebt Gubaidulina das kammermusikalische Experimentieren mit Instrumenten aus ihrer früheren tatarischen Heimat. Nach ihrer Auswanderung Anfang der 1990er-Jahre greift sie dieses Experimentieren wieder auf.