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22. August 1936 – Poulenc geht auf Pilgerreise Mönch und Dandy

22. August 1936: Francis Poulenc pilgert zur Schwarzen Madonna und wird zum Komponisten geistlicher Musik. Eigentlich wollte er damit nichts mehr zu tun haben, mit dem Katholizismus seines strengen Vaters. Als der 1917 starb, war Poulenc 18 Jahre alt und hatte andere Dinge im Kopf als Religion. In Paris tritt er einer Gruppe junger Künstler bei, der "Groupe des Six", die mal kräftig durchlüften wollte: Raus mit dem romantischen Mief! Schluss mit der impressionistischen Träumerei!

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Charmant und ein bisschen vulgär, jedenfalls "très vif": das ist Poulencs Musik der 20er und frühen 30er Jahre. Im August 1936 macht er Urlaub in einem kleinen Ort im Limousin. Da erreicht ihn eine schreckliche Nachricht: Sein Freund Pierre-Octave Ferroud ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Poulenc ist fassungslos – und erinnert sich, dass es nicht weit zum Wallfahrtsort Rocamadour ist. Hatte nicht sein Vater immer von der Schönheit der Schwarzen Madonna geschwärmt?

Neue Schaffensperiode – von geistlicher Musik geprägt

Poulenc fährt hin und kauft in der Kirche ein Büchlein mit Gebeten. Noch am selben Abend beginnt er mit ihrer Vertonung: "Heilige Jungfrau Maria, bitte für uns! Jungfrau und Königin, deren Hand die Gefangenen befreit, bitte für uns …" Für Poulenc beginnt eine neue Schaffensperiode, mit Motetten, Gloria- und Stabat-Mater-Vertonungen, einer Messe, die er seinem Vater widmet, und zahlreichen kurzen, kammermusikalisch aufgefassten geistlichen Vokalwerken.

Ernst und Frivolität in Poulencs Musik

"Ich sehe mich nicht, wie ich ein pompöses Te Deum für Notre Dame schreibe. Mein Verständnis von Kirchenmusik ist im Wesentlichen direkt und, wenn ich so sagen darf, familiär." So lautet Poulencs Credo. Er ist ganz durchdrungen vom Ernst der liturgischen Texte – und legt doch in seiner Art zu komponieren das manchmal etwas Frivole der frühen Werke niemals ab. Und so bleibt er, wie ein Kritiker schrieb, immer beides zugleich: Dandy und Mönch.

Inspiriert von Poulencs Pilgerfahrt – die "Litanies à la Vierge Noire"

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Litanies à la Vierge noire de Poulenc - Orchestre philharmonique de RF dirigé - Mikko Franck | Bildquelle: France Musique (via YouTube)

Litanies à la Vierge noire de Poulenc - Orchestre philharmonique de RF dirigé - Mikko Franck

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 22. August 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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