Er gilt als der finnische Nationalkomponist schlechthin, er selbst sah sich jedoch lieber als Kosmopolit: Johan Julius Christian - besser bekannt als Jean - Sibelius. Unter dem Titel "Was ich zu bieten habe, ist kaltes, klares Wasser" erinnert BR-KLASSIK an den 150. Geburtstag des Tonschöpfers am 8. Dezember.
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Zum 150. Geburtstag erinnert BR-KLASSIK mit einigen Sendungen an den Komponisten und lädt heute ein um 14.05 Uhr zu "Cantabile" und um 20.03 Uhr zum "Konzertabend". Einen besonders festlich-muskalischen Moment präsentieren wir online mit dem Geburtstagskonzert aus Hämeenlinna, der Geburtsstadt des Jubilaren, das Sie hier im Video-Livestream miterleben können!
Zum 150. Geburtstag spielt das Finnish Radio Symphony Orchestra unter der Leitung von Hannu Lintu Werke von Jean Sibelius - heute live ab 17.00 Uhr aus Hämeenlinna.
Als er die alten Visitenkarten von seinem verstorbenen Onkel Johan fand, da wusste er: das war für ihn genau das Richtige. Der fuhr als Schiffskapitän zur See und wurde in diesem internationalen Umfeld nach damaliger Mode französisch "Jean" genannt. Diese Visitenkarten nahm nun der junge, knapp zwanzigjährige Johan Julius Christian, gerufen Janne, für sich.
"Wenn ich mit Wörtern dasselbe ausdrücken könnte, wie mit der Musik, würde ich natürlich einen sprachlichen Ausdruck benutzen. Musik ist selbstständig und viel reicher. Musik fängt dort an, wo die Möglichkeiten der Sprache enden. Deshalb schreibe ich Musik." (Jean Sibelius)
Der Musiker "Jean Sibelius" war geboren. Dabei war Sibelius ein echter Spätzünder, erst mit Mitte 20 begann sich sein immenses Potential als Komponist zu offenbaren. An der Schwelle zur Moderne beschritt er einen ganz eigenen Weg, entwickelte die Form der Symphonie weiter und brach tonale Strukturen auf - und steht dafür heute bei Komponisten wie zum Beispiel Wolfgang Rihm hoch im Kurs.
Meine Musik hat nichts, absolut nichts von Zirkus; was ich zu bieten habe, ist klares, kaltes Wasser.
Dies schrieb Jean Sibelius 1911 über seine 4. Sinfonie. Finnland - das Land der Wälder und 1.000 Seen - und sein Nationalkomponist Sibelius, der seine Musik mit dem umschreibt, was die Natur des Landes am meisten prägt: klares, kaltes Wasser. Mit "Finlandia" schuf Sibelius den Finnen ihre heimliche Nationalhymne, während sich sein späteres Oeuvre dem plakativ-auftrumpfenden Gestus einer Nationalmusik eher verschließt. Denn das Schroff-Eruptive ist nur die eine Seite, ebenso charakteristisch für Sibelius sind Farbenreichtum und pittoreske Klangbilder. Sibelius selbst wollte nicht als finnischer Nationalkomponist gesehen werden, sondern lieber Kosmopolit sein - eben wie der Onkel "Jean", der Schiffskapitän.
"Wenn Sie sich ansehen, wie Sibelius neue Strukturen findet, wie kreativ er Klänge sich überlagern, miteinander verschmelzen lässt, dann hat das eine bestimmte Logik, in Anlehnung an die Natur. Stellen Sie sich in einen Wald und hören Sie die unterschiedlichen Winde. Das ergibt Sinn. Aber Sie können vermutlich nicht erklären, wie es genau zusammengehört. So ist das auch bei Sibelius." (Der Dirigent Paavo Järvi)