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Joseph Haydn Violinkonzert C-Dur

Wenn es um die Violinkonzerte aus der Zeit der Wiener Klassik geht, stehen meist die von Mozart oder Beethoven auf dem Konzertprogramm. Doch das Interesse an der historischen Aufführungspraxis ist gestiegen, ebenso wie auch die Aufmerksamkeit des Konzertpublikums für Werke aus dieser Zeit. So haben auch die Violinkonzerte von Joseph Haydn einen festen Platz im Repertoire gefunden. Ulrich Möller-Arnsberg hat mit der Geigerin Isabelle Faust über Haydns Konzert für Violine in C-Dur gesprochen.

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Das starke Stück zum Anhören

Ein Violinkonzert von Joseph Haydn zu spielen, das bedeutet für die Geigerin Isabelle Faust vor allem, sich zu informieren. Über einen Komponisten, der gegen Ende der Barockzeit wirkte und als erster vor Mozart und Beethoven die Epoche der Klassik einleitete. Vor allem mit dem Vibrato, so Isabelle Faust, gelte es sich bei Haydn zurückzuhalten. Damit zerstöre man nur das feine Geflecht zwischen Solopartie und Orchester, das noch ganz in der Tradition des barocken Konzertes steht. 

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Widmungsträger: Geiger am Hofe Esterházy

Geigerin Isabelle Faust | Bildquelle: picture-alliance/dpa Isabelle Faust | Bildquelle: picture-alliance/dpa Joseph Haydn hat sein C-Dur Violinkonzert von 1769 dem Violinisten Luigi Tomasini gewidmet. Ihn lernt er als Konzertmeister am Hofe Esterházy kennen, als Haydn 1761 beim Fürsten Nikolaus Kapellmeister wird. Von der virtuosen Technik, über die der aus dem italienischen Pesaro stammende Tomasini verfügt, ist Haydn derart beeindruckt, dass er neben seinen Streichquartetten und Symphonien nun auch Violinkonzerte komponiert. Wie das in C-Dur. "Haydn, der hat's in sich", sagt Isabelle Faust. "Und er ist immer voll von Überraschungen. Er ist ein so unorthodoxer Komponist, der leider unterschätzt wird. Und seineViolinkonzerte werden eigentlich nie verlangt."

Haydn, der hat's in sich!
Isabelle Faust

In barocker Tradition

Es ist nicht so sehr der formale Aufbau, durch den Haydns C-Dur Violinkonzert besticht. Vielmehr sind es die subtilen Details, mit denen der Komponist das übernommene barocke Modell ausfüllt. Ähnlich wie Vivaldi hat Haydn für sein dreisätziges C-Dur-Violinkonzert in den Ecksätzen Orchesterritornelle konzipiert, die die Solovioline aufgreift und weiterentwickelt.  Im langsamen Satz dominiert der Solist dagegen mit einer Kantilene, während sich die Orchester-Begleitung sehr zurückhält. Das überrascht, denn während Haydn in seinen um 1760 entstandenen Streichquartetten und Symphonien bereits einen eigenen Personalstil als Wiener Klassiker aufweist, schreibt er zur gleichen Zeit Violinkonzerte, die noch eng an die barocke Tradition angelehnt sind. Und doch, sagt Isabelle Faust, ist in Haydns Violinkonzert in Ansätzen angelegt, was ihn eben von barocken Meistern wie Vivaldi oder Porpora unterscheidet: "Er ist ein unglaublich spannender Komponist, der vielleicht nicht unbedingt mit den großen Melodien charmiert. Das kann Mozart besser als Haydn. Bei Haydn geht es immer um die Verarbeitung des Motives, also eigentlich vielmehr um das, was er macht mit dem Motiv, als um das Motiv selbst."

Die Details zählen

Es ist nicht so sehr der formale Aufbau, durch den Haydns C-Dur Violinkonzert besticht. Vielmehr sind es die subtilen Details, mit denen der Komponist das übernommene barocke Modell ausfüllt. So gilt das Adagio unter Kennern als einer der berührendsten Sätze der Konzertliteratur für die Geige.

Musik-Info

Joseph Haydn: Violinkonzert C-Dur, Hob. VIIa

Isabelle Faust (Violine)
Münchener Kammerorchester
Leitung: Cristoph Poppen
Label: Pan Classics

Sendung: "Das starke Stück" am 17. Mai 2022, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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