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11. Juli 1942 – Tomasz Stańko wird geboren Der Magier mit der Trompete

Rzeszów in Polen, 11. Juli 1942. Tomasz Stańko wird geboren. Er stammt aus einer musikalischen Familie – der Vater ist Geiger – und erhält früh Unterricht an der Violine und am Klavier. Schon in jungen Jahren fasziniert ihn der Jazz – und als Trompeter macht er schließlich Karriere. Tomasz Stanko wird im Laufe seines Lebens zum international bekanntesten Jazzmusiker aus Polen – mit einem rauen, kraftvollen und völlig eigenständigen Sound.

Bildquelle: John Rogers/ECM Records

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Seine Trompete konnte erzählen; ergreifend, wie sie klagte, wie sie wehmütig die Töne verschliff und Zuhörende ganz in ihre Welt hineinziehen konnte. Magisch.

In der Band des großen Krzysztof Komeda

Der Trompeter Tomasz Stańko war lange Zeit der berühmteste Jazzmusiker Polens. Bekannt geworden mit zwanzig in der Band von Pianist Krzysztof Komeda, der auch berühmte Filmmusiken komponierte, wie die Melodie zu "Rosemary’s Baby". Tomasz Stańkos Trompete war die perfekte Stimme für dessen Musik. Aber auch für andere Töne. Intensiv, hoch-expressiv konnte seine Musik sein. Nervös. Feurig-aufbegehrend. Zugleich von scharfer, kühler Kontur. Ein wiedererkennbar europäischer Klang aus Zeiten, als der Jazz radikal nach Freiheit suchte.

Geige, Klavier und Danach Jazz

1942 wurde Stańko als Kind musikalischer Eltern in Polen geboren, lernte Klavier und Geige, machte in Krakau sein Diplom – und wollte fortan Töne so persönlich wie möglich formen. Das tat er nach seiner Zeit bei Krzysztof Komeda, mit dem er bereits 1963 beim berühmten "Jazz Jamboree" in Warschau aufgetreten war, mit einem eigenen Quartett, das in ganz Europa Furore machte – und in dem unter anderem der Jazzgeiger Zbigniew Seifert (1946 bis 1979) spielte.

Vaterfigur für jüngere Musiker

Einfachheit und lyrische Schönheit. Das waren Ideale von ihm, vor allem in seinen späteren Jahren. Und wie herrlich klang seine Musik, wenn er diese Elemente voll ausspielte! Für jüngere Musiker aus Polen war Tomasz Stańko wie eine musikalische Vaterfigur. Den heute weltweit hoch angesehenen Pianisten Marcin Wasilewski förderte er früh, mit dessen Trio nahm der Trompeter höchst erfolgreiche Alben auf - darunter "Soul of Things" - und ging mit den jungen Kollegen auch mehrmals auf Tournee.

Markanter Hut, imposante Glatze

Tomasz Stańko war ein Musiker mit starkem Profil. Und auch optisch leicht wiedererkennbar: viele Jahre stets mit markantem, schmalkrempigem Hut. Später mit noch markanterer Glatze. 2016, mit 74, setzte er nach dem 2013 veröffentlichten, vielbeachteten Album "Wislawa" ein letztes Glanzlicht zusammen mit New Yorker Musikern, die Jahrzehnte jünger waren als er – darunter Bassist Reuben Rogers und Schlagzeuger Gerald Cleaver: "December Avenue". Drei Wochen nach seinem 76. Geburtstag erlag Tomasz Stańko einer schweren Krankheit. Seine schöne, kraftvoll-zarte, ganz eigene Trompetenstimme bleibt: Es ist eine große europäische Jazz-Stimme.

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Tomasz Stanko Quartet - JazzBaltica, Salzau, Germany, 2005-07-03 | Bildquelle: alexsh (via YouTube)

Tomasz Stanko Quartet - JazzBaltica, Salzau, Germany, 2005-07-03

Was heute geschah

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Sendung: "Allegro" am 11. Juli 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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