München, 29. Juni 1888. Richard Wagners erste vollendete Oper "Die Feen" wird uraufgeführt. Da ist Wagner aber bereits fünf Jahre tot. Warum diese enorme Verspätung?
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Das mit den "Feen" ist eine komische Sache. Allein die Handlung treibt alle in den Wahnsinn. Das Publikum sowieso, aber auch die Protagonisten. Weil: ein ewiges Hin- und Her zwischen der diesseitigen Welt und dem Feenreich, viele Beteiligte, jede Menge Maskeraden, und dann gibt es auch noch eine Vorgeschichte. Die ist immerhin simpel: Arindal, ein Königssohn lernt eine Fee kennen und verliebt sich. Alles gut, hat nur den Haken, dass er sie acht Jahre lang nicht fragen darf, wer sie ist. Das macht er natürlich trotzdem, und dann beginnt das Chaos, das ihn zeitweise in die geistige Umnachtung führt.
21 Jahre alt ist Richard Wagner, als er diese romantische Oper vollendet. Ein Jugendwerk, dem noch die klare Richtung fehlt. Eduard Hanslick, der gefürchtete Musikkritiker, kritisiert die postume Uraufführung so: "Dies ungenießbare Feen-Ragout hat der junge Wagner in ein Gebräu von Musik getaucht, aus dem niemandem die Ahnung einer großen Zukunft aufdämmern würde. Nicht ein starker origineller Gedanke, nicht eine reizvolle Melodie…".
Und doch: Nachdem zunächst niemand "Die Feen" aufführen wollte, schenkt Wagner die Originalpartitur 1865 seinem Gönner König Ludwig II. zu Weihnachten. Nochmal vergehen über 20 Jahre bis zur Uraufführung. Aber dann: Hermann Levi und Richard Strauss übernehmen die Einstudierung, und die Oper ist – trotz Hanslicks Verriss – erst einmal ein Erfolg. Sie läuft und läuft und läuft… Dann, nach der Jahrhundertwende, verschwinden "die Feen" zunehmend von den Spielplänen und sind bis heute so selten anzutreffen, wie es eben üblich ist, für das Volk aus der Anderswelt.
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»Die Feen« - Trailer (Oper Leipzig)
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Sendung: "Allegro" am 29. Juni 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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