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Opernfestspiele München So wird Brett Deans "Hamlet"

Plastikflaschen, Metallscheiben und Steine sind als Instrumente dabei – in Brett Deans Vertonung von "Hamlet". Die düstere Oper voller schauriger Effekte feiert am Montag bei den Münchner Opernfestspielen Premiere. Mit BR-KLASSIK sind Sie live dabei.

Bildquelle: ©Wilfried Hösl

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Shakespeare in England ist so etwas wie eine heilige Kuh. Shakespeares Drama "Hamlet" auf Englisch als Oper – und zwar ohne italienisches Libretto wie bei Verdi, ist quasi ein No-Go. Und wenn dann der Komponist auch noch Australier ist und 14 Jahre Bratscher bei den Berliner Philharmonikern war, wie eben dieser Brett Dean – da bleibt dem Leitungsteam in Glyndebourne erst mal die Spucke weg. Der Dirigent Vladimir Jurowski, mittlerweile Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, hatte vor etwa zehn Jahren den Auftrag für eine zeitgenössische Oper für das renommierte englische Opernfestival in Glyndebourne vergeben. Von "Hamlet" war erstmal aber gar nicht die Rede, denn: "Der Text ist so genial und selbstständig, dass er sich eigentlich gar nicht singen lässt", sagt Dirigent Vladimir Jurowski,

Man denkt wirklich manchmal als Publikum, man würde seinen Verstand verlieren.
Dirigent Vladimir Jurowski

Von Anfang an dabei: Sänger John Tomlinson

Szene aus der Oper "Hamlet" von Brett Dean an der Bayerischen Staatsoper 2023 | Bildquelle: Wilfried Hösl Allan Clayton in "Hamlet" von Brett Dean an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: Wilfried Hösl Der australische Komponist Brett Dean tut sich mit dem kanadischen Regisseur Matthew Jocelyn zusammen. Die beiden beweisen das Gegenteil, indem sie erst mal ein Libretto liefern, das aus "Shakespeare pur" besteht. Ohne Ketchup, ohne Röstzwiebeln. Der Sänger John Tomlinson gehört zum Cast, er war bereits bei der Uraufführung in Glyndebourne dabei und singt auch in München. Er ist auf der Bühne über 30 Jahre gestählt als Götter-Vater Wotan, er ist ein Shakespeare-Kenner, dazu noch Commander of the Order of the British Empire und Knight, also Ritter. Selbst Sir John meint über die Fassung von Brett Dean und Matthew Jocelyn: Das sei nur Shakespeare, zusammengesetzt wie ein Puzzle. Und kein Wort zu viel. Im "Hamlet" hat der ehrwürdige Sir sogar eine Tripelrolle bekommen: Hamlets Geist, der König im Theaterstück und der Totengräber. Er erzählt: "Brett Dean hat diese drei Rollen für mich persönlich komponiert. Auf der Opernbühne repräsentiert die Bassstimme oft die dunkle Seite des Lebens und in diesem Fall ist es wahr."

Seien Sie live dabei

Wir übertragen die Premiere "Hamlet" live aus der Bayerischen Staatsoper. Am Montag, 26. Juni 2023, ab 19.00 Uhr auf BR-KLASSIK.

So klingt Brett Deans Musik

Brett Dean komponiert dazu eine eigenständige Musik. Deans "Hamlet", das ist emotionale Musik, die "durchhörbar" ist. Manches erinnert an alte Choräle, anderes an psychedelische Musik von Björk oder Portishead. Und wenn Brett Dean komponiert, dann liegt immer die Bratsche ausgepackt neben ihm. Nie benutze er das Klavier, dafür die Bratsche, und alles, was er schreibe, sei spielbar, sagt Vladimir Jurowski. Dennoch muss die Musik besonders intensiv geübt werden, weil die Klänge eben doch neu sind. In der riesigen Partitur gibt es für alle Effekte eine notierte Extra-Zeile. Plastikflaschen, Metallscheiben und Steine, ganz viele Steine – das sind die Instrumente, auf die Brett Dean unter anderem zurückgreift.

Münchner "Hamlet" teils mit Kostümen aus der Shakespeare-Zeit

Szene aus der Oper "Hamlet" von Brett Dean an der Bayerischen Staatsoper 2023 | Bildquelle: Wilfried Hösl Szene aus der Oper "Hamlet" von Brett Dean an der Bayerischen Staatsoper 2023 | Bildquelle: Wilfried Hösl Krass ist das Libretto, die Helden und Heldinnen sterben brutal und wie die Fliegen, krass sind auch manche musikalischen Kontraste. Höhe neben Tiefe, schrilles Pfeifen neben wohlig erdigen Melodieklumpen. Auch soll ja immer der Shakespeare-Text fürs Publikum verständlich bleiben. Und das ist kein leichtes Unterfangen, wie man als Opernbesucherin weiß. Neue Musik wird in diesem "Hamlet" aber nicht allein auf der Textebene mit Tradition verbunden. Es gibt eine richtige Krone und die Schauspieler:innen der Theatergesellschaft tragen Kostüme der Shakespeare-Zeit.

Es ist ein Gefühl, als wäre man in einer Shakespeare-Inszenierung und in einem Tarantino-Film gleichzeitig gewesen.
Dirigent Vladimir Jurowski über Brett Deans 'Hamlet'

Eröffnungspremiere der Opernfestspiele München: Es wird düster

Ob man sich den "Hamlet" von Brett Dean im Kostüm gibt oder im Kleinen Schwarzen – warm anziehen sollte man sich auf jeden Fall. Die Eröffnungspremiere "Hamlet", man braucht es nicht schön zu reden, wird düster. Sie fährt große Effektgeschütze auf mit bohrender, irritierender, schauriger Wirkung – wie man es bei einem Stück über den Dänenprinzen Hamlet aber auch erwartet. Der ist nunmal kein "Coup Danmark" mit Schokosoße und Schlagsahne.

Sendung: "Piazza" am 24. Juni 2023 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Samstag, 24.Juni, 04:57 Uhr

Kleider machen Leute

Datierungsfehler?

"Es gibt eine richtige Krone und die Schauspieler:innen tragen Kostüme der Shakespeare-Zeit."

Echt? Auf dem hier veröffentlichten Foto sieht es eher nach frühem 20. Jahrhundert aus.

Antwort von BR-KLASSIK:

Vielen Dank für Ihren Hinweis! Tatsächlich trägt nur die Theatergesellschaft Kostüme aus der Shakespeare-Zeit, das war missverständlich formuliert. Herzlichen Gruß aus der Redaktion!

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