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3. Mai 1941 – Leonard Bernstein macht sein Dirigentendiplom Eine Vision wird wahr

Philadelphia, 3. Mai 1941. Leonard Bernstein macht sein Dirigentendiplom. Zwei Jahre Studium am Curtis Institute of Music liegen hinter ihm. Zwei Jahre Partiturlesen, Theorie, Klavier, Dirigieren, aber auch zwei Jahre konservative Strenge, in die er sich als junger linker Intellektueller aus Harvard erst mühsam hat einfinden müssen.

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"Anfangs fühlte ich mich gar nicht wohl", erinnerte sich Bernstein später. "Ich wurde als Neuling an einer Musikhochschule betrachtet. Die meisten Schüler hatten als Achtjährige dort angefangen, und jeder spielte Chopin-Etüden und Paganinis Capricen schneller als der andere. Da gab es für mich niemanden zur Unterhaltung, zum Gedankenaustausch. Man hasste mich, ich war für die anderen ein intellektueller Snob." Und diese wiederum waren für Bernstein auf Virtuosität bedachte Streber ohne jedes Interesse für Geschichte, Philosophie und Literatur. Die Folge: ein Anti-Bernstein-Klub und ein neidischer Kommilitone, der fast mit einer Pistole auf Bernstein losgegangen wäre. Gottseidank beruhigte sich die Lage irgendwann: "Nach sechs Monaten wurde ich allmählich akzeptiert", so Bernstein.

Für mich war ein Dirigent eine Gestalt, die unerreichbar war und viel Glamour hatte.
Bernsteins Erinnerungen an seine Jugend

Ein berühmter Fürsprecher

Dimitri Mitropoulos, Oktober 1960 | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bernsteins Mentor Dimitri Mitropoulos | Bildquelle: picture-alliance/dpa Was hätte er damals auch sonst für Perspektiven gehabt? Als 21-jähriger Harvard-Absolvent ohne Job? Aber da gab es diese Chance: ein Vorspiel bei dem großen Dirigenten Dimitri Mitropoulos. Sein Urteil: "Ich weiß, was du tun sollst. Du musst Dirigent werden." Dirigent werden? "Für mich war ein Dirigent eine winzige, kleine Gestalt, die unerreichbar war und so viel Glamour hatte, ein Mann, der hundert Musiker dirigierte". So dachte Bernstein als junger Mann. "Nie wäre es mir eingefallen, dass auch ich so etwas werden könnte." Mitropoulos setzte sich für den "Genius Boy" ein und empfahl ihn bei Fritz Reiner, dem Chefdirigenten des Pittsburgh Symphony Orchestra und Lehrer am Institut. Ein überzeugendes Blattspiel des begabten jungen Mannes aus der Orchesterpartitur von Brahms' "Akademischer Festouvertüre" – und schon war das Stipendium sicher, trotz Heuschnupfen: "Ich keuchte und schniefte, und da stand dieser schroffe, bärbeißige Mann namens Fritz Reiner, der irgendetwas grunzte und 'hmm' sagte."

Lohn der Strenge

Inzwischen hatte Bernstein auch Koussevitzkys Meisterklasse in Tanglewood besucht, voller Begeisterung mit diesem warmherzigen offenen Künstler gearbeitet und zwischenzeitlich sogar mit dem Gedanken gespielt, Philadelphia zu verlassen. Aber Reiners strenges Regiment war nicht ohne positive Folgen. Jetzt, am 3. Mai 1941, hält er sein Diplom in Händen – ohne zu ahnen, dass ihm bald die Welt zu Füßen liegen wird.

Bernstein dirigiert Bernstein

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Candide Overture: Leonard Bernstein conducting | Bildquelle: Nick (via YouTube)

Candide Overture: Leonard Bernstein conducting

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Sendung: "Allegro" am 2. Mai 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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