Prag, 7. Oktober 1816: Der Komponist Carl Maria von Weber verlässt die Stadt und hofft in Berlin auf das große berufliche Glück. In Prag, wo er jahrelang gearbeitet hatte, war er nie zufrieden.
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Die Koffer sind verstaut, die Kutsche ist abfahrbereit. Über Dresden führt die Reise nach Berlin. Carl Maria von Weber, die Sängerin Caroline Brandt, auf die Weber mehr als ein Auge geworfen hat und die Anstandsdame, also Mutter Brandt, steigen ein. Es wäre doch ein Unding, wenn die ledige Tochter ohne Aufsicht mit einem ledigen Mann reisen würde!
Caroline ist eine gefeierte Sängerin. Ihre nächsten Engagements hat sie in Berlin. Weber ist ein aufstrebender Komponist und Dirigent auf der Suche nach einem guten, lukrativen Job. Über drei Jahre hatte Weber am Ständetheater in Prag gearbeitet. Und war nicht zufrieden: viel Arbeit, wenig Geld und ein undankbares Publikum! Nun – neue Stadt neues Glück, denkt sich Weber, wie schon so oft in seinem Leben.
Doch in Dresden erteilt man dem Newcomer der deutschen Oper erst mal eine Abfuhr. Der verantwortliche Minister druckst herum. Deutsche Oper am eigentlich auf italienisches Repertoire abonnierten sächsischen Hoftheater… das ist ihm zu riskant! Weber ist nicht wirklich traurig, seine Traumstadt heißt sowieso Berlin. Also konzentriert er sich aufs Komponieren, was auch nötig ist. An seinen Verleger hat er diverse Stücke verkauft, ohne bislang auch nur eine Zeile geschrieben zu haben.
Caroline von Weber, geb. Brandt | Bildquelle: picture-alliance/akg "Wenn ich daran denke, bricht mir wirklich der Todesschweiß aus", stöhnt Weber und komponiert wie am Fließband. Allerdings nur tagsüber, denn bis spät am Abend scharwenzelt er um Caroline herum. Einem Freund schreibt er: "Caroline lernt fleissig. Gibt mir Gott einen Dienst ohne Sorgen und sie ist auch in Zukunft so brav und treu, dann verläßt sie das Theater und wird meine Hausfrau." Weber weiß, ohne Eigeninitiative läuft gar nichts, weder beruflich noch privat. Darum macht er Nägel mit Köpfen. Weber und seine Lina, sein "vielgeliebter Schneefuß", geben sich im November 1816 das Eheversprechen.
Kaum ist das Liebesleben im Lot, schneit am Weihnachtstag desselben Jahres das ersehnte Jobangebot herein: Carl Maria von Weber wird Musikdirektor am Hoftheater in Dresden. Jetzt ist ihm endlich das Glück hold – ganz ohne schwarzer Magie und Freikugeln!
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