Köngetried im Unterallgäu, 9. Oktober 1919. Irmgard Seefried wird geboren. "Schön gebildete, ausdrucksreiche Sopranstimme" – so schreibt das Sänger-Lexikon über sie. Das stimmt natürlich, und doch sind das dürre Worte für ihre Fans. Irmgard Seefried hatte eine Stimme, die auf eine rätselhafte Weise ganz unmittelbar berührt, sie konnte mit Tönen mitten ins Herz zielen.
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Die Sendung zum Anhören
Irmgard Seefrieds Vater war Dorfschullehrer, Musikmachen gehörte ganz selbstverständlich dazu. Elf Jahre alt war sie, als sie die Gretel in einer Liebhaber-Aufführung von Humperdincks "Hänsel und Gretel" sang, geleitet von ihrem Vater. Medizin oder Musik? Mit 16 wusste sie: Musik! Nach dem Studium in Augsburg wurde sie Chorsängerin in Aachen. Dort entdeckte sie 1940 ein überaus ehrgeiziger Generalmusikdirektor, ein gewisser Herbert von Karajan. Drei Jahre später stand sie bereits auf der Bühne der Wiener Staatsoper, und kurz darauf sang sie in der "Ariadne auf Naxos" bei einer Festaufführung eine ihrer Paraderollen, den Komponisten. "Musik ist eine heilige Kunst" – mit so viel Inbrunst und Hingabe hatte diese Rolle noch niemand gesungen. Das jedenfalls meinte der wirkliche Komponist Richard Strauss. Er habe noch gar nicht gewusst, dass ihm diese Figur so gut gelungen sei.
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Irmgard Seefried - Da Capo - Interview with August Everding, 1987
Irmgard Seefried wurde geliebt vom Publikum der Wiener Staatsoper wie wenige andere Sängerinnen, vor allem in den lyrischen Mozart-Rollen: Pamina, Susanna, Zerlina und Fiodiligi. In den Aufnahmen vom Ende der Vierziger, Anfang der fünfziger Jahre klingt ihre Stimme so jugendlich und zugleich so warm, dass sich niemand wundern kann, weshalb die berühmtesten Dirigenten mit ihr arbeiten wollten: Furtwängler, Böhm, Karajan.
Auch zeitgenössische Komponisten wie Hans Werner Henze und Frank Martin haben für sie komponiert. Aber Irmgard Seefried, die mit dem Geiger Wolfgang Schneiderhan verheiratet war, gehörte zu den Künstlern, die sich nicht schonen. Bedingungsloser Einsatz bis zur emotionalen Verausgabung und Rollen, die an die Grenze ihrer stimmlichen Möglichkeiten gingen – all das führte zu einem frühen Karriere-Ende. Alles andere hätte ihrem impulsiven Temperament nicht entsprochen, sagte sie später, und deshalb habe sie es nie bereut. 1988 starb sie mit 69 Jahren.
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