Von der französischen Metropole Paris ist der junge Chopin hingerissen: Es ist seine Stadt. Doch die Konkurrenz an Talenten ist groß. Darunter ist auch Franz Liszt, der in den Augen seines polnischen Kollegen nicht gut weg kommt.
Bildquelle: wikimedia commons
Der Beitrag zum Anhören
"Paris ist all das, was du willst. Du kannst dich amüsieren, langweilen, weinen. Kannst tun, was dir gefällt", schreibt voller Begeisterung Fédéric Chopin an seinen Warschauer Freund Tytus Woyciechowski. Ein halbes Jahr zuvor hatten sich die Wege der beiden in Wien getrennt. Eigentlich wäre der 21-jährige Frédéric gern mit dem Freund nach Warschau zurückgefahren, um dabei zu sein beim Aufstand gegen die russische Fremdherrschaft. Doch Woyciechowski hatte Chopin geraten, lieber auf Konzertreise zu gehen.
Dem Ungarn Franz Liszt zeigt Chopin in Paris seine musikalischen Grenzen auf. | Bildquelle: picture alliance / akg Und so spielt der Pole in München und Stuttgart, bevor er schließlich nach Paris kommt. Hier will er bleiben. Es ist seine Stadt. Im Nu hat Chopin die Herzen der höheren Gesellschaft erobert. Er konzertiert in den besten Salons, obwohl die Konkurrenz an Talenten in der französischen Metropole groß ist. Chopin entdeckt in seinem Umkreis den Österreicher Henri Herz, den Ungarn Franz Liszt und den deutsch-französischen Pianisten Friedrich Kalkbrenner. Der ist damals der ungekrönte König der Tastenmeister. Frédéric ist von dem älteren Kollegen so fasziniert, dass alle andere Pianisten dagegen verblassen.
Du glaubst nicht, wie neugierig ich auf Herz und Liszt war. All das sind Nullen im Vergleich mit Kalkbrenner.
Und weiter notiert Chopin: "Wenn Paganini die Perfektion bedeutet, so ist Kalkbrenner ihm gleichwertig, aber auf völlig andere Art." Schließlich spielt Chopin Kalkbrenner vor. Das Repertoire des jungen Polen ist schon beträchtlich. Unter anderem gehören die beiden Klavierkonzerte dazu. Und, ganz neu: Skizzen zur "Revolutionsetüde". Kalkbrenner ist sehr beeindruckt.
Noch einer, vielleicht noch wichtiger, hat an Chopin Gefallen gefunden: Heinrich Heine, Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung in Paris. Seitdem er Chopin für sich entdeckt hat, schwindet die vorherige Verehrung für Franz Liszt:
Wie sehr ich auch Liszt liebe, es ist Chopin, der durch Vollendung glänzt und als Komponist das Höchste leistet.
Dass Chopin den Kollegen Liszt in seinem Brief für eine pianistische Null hält, kann der Ungar nicht ahnen. An der Verehrung, die Franz Liszt für Chopin empfindet, ändert sich nichts.
Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.