13. Januar 1968, Folsom State Prison, Folsom, Kalifornien. Der Country-Sänger Johnny Cash tritt vor Gefangenen des dortigen Staatsgefängnisses auf. Für ihn ist der Auftritt ein Befreiungsschlag. Seine Karriere befindet sich auf dem absteigenden Ast, immer noch ist er abhängig von Aufputsch- und Beruhigungsmitteln, er trinkt zu viel.
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Ein Country-Discjockey sagt den Country-Star an und animiert das Publikum zum Mitmachen. Die beiden Konzerte, eines um 9:40 Uhr und eines kurz nach dem Mittagessen, werden nämlich aufgezeichnet. Johnny Cash, der am Morgen eher noch etwas nervös gewesen war, bringt den Speisesaal des Gefängnisses zum Kochen. Bewacht wird das Publikum von Schließern mit Maschinenpistolen.
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Johnny Cash At Folsom Prison
Cash hat sich als Outlaw inszeniert, als ein Gesetzloser. Tatsächlich war er nie ernsthaft mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Allerdings hatte er erst im vergangenen Jahr nach einem Auto-Unfall in einem winzigen Ort in Georgia eine Nacht in der Ausnüchterungszelle verbracht – der örtliche Sherriff redete Cash streng ins Gewissen. Dieses Erlebnis, sagte Cash später, habe ihn auf den richtigen Pfad gebracht.
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Johnny Cash - San Quentin (Live at San Quentin, 1969)
Ob nun echter Outlaw oder nicht: Cash erreicht sein Publikum – die wirklich Gesetzlosen, die Räuber, Mörder, Vergewaltiger. Sogar einen Song eines Insassen spielen er und seine Band, der Gefängnis-Pfarrer hatte Cash auf den talentierten Häftling aufmerksam gemacht.
Der Mitschnitt der beiden Konzerte im Staatsgefängnis wird im Mai veröffentlicht – und von den Kritikern bejubelt. Johnny Cashs Karriere nimmt wieder an Fahrt auf, im Jahr darauf kommt er von den Drogen los und bekommt seine eigene Fernsehshow. Kurz nach dem Gastspiel hinter Gittern heiratet Cash seine Kollegin June Carter; sie war mit ihm in Folsom auf der Bühne gestanden. Beide bleiben den Rest ihres Lebens zusammen – und sterben kurz nacheinander im Jahr 2003.
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Sendung: "Allegro" am 13. Januar 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK