BR-KLASSIK

Bologna, 16. September 1782: Er ist eine Legende, ein Mythos und war der Superstar der Musik seiner Zeit. Und dennoch sind die Umstände seines Ablebens - wenn überhaupt - nur fragwürdig überliefert. Als der italienische Kastratensänger Farinelli im Alter von 77 Jahren stirbt, bleibt die Todesursache ungeklärt. Oder doch nicht?

"Kastrat im Ruhestand"

Farinelli, Kastrat, Ikone der Opernbühne und politischer Strippenzieher, verbrachte seinen Lebensabend in erstaunlicher geistiger Frische und in einem luxuriösen Umfeld, das selbst für erfolgsverwöhnte Künstler ungewöhnlich war: Ein feudaler Landsitz in der Nähe von Bologna, vollgestopft mit wertvollen Instrumenten, zahlreiche Bedienstete, ein Wohlstand, der jegliche Annehmlichkeiten ermöglichte. Farinelli konnte es sich leisten, selbst illustre Besucher wie Casanova oder Charles Burney zu beeindrucken, die wiederum in ihren Erinnerungen von einem so freigiebigen wie liebenswürdigen "Kastraten im Ruhestand" schwärmten.

Politischer Strippenzieher

Farinelli, der eigentlich Carlo Broschi hieß, hatte sich als Mittfünfziger in Bologna niedergelassen, um dort bis zu seinem Tod zu leben. Die Karriere, auf die er zu diesem Zeitpunkt zurückblicken konnte, war einzigartig gewesen: Der junge Kastrat hatte in Rom in einer Frauenrolle debütiert, ehe er zum strahlendsten Stern an Europas Opernfirmament aufstieg. 1737 ging er an den spanischen Hof und wurde als Privatsänger des depressiven Königs Philipp V. zum politischen Machtfaktor.

Todesursache ungeklärt?

Casanova glaubt übrigens als einziger, die Todesursache des Sängers zu kennen: Der greise Farinelli verliebte sich - laut Casanova - in die junge Frau seines Neffen. Eine Liebe, die nicht erwidert wurde. Und so stirbt der größte aller Kastraten angeblich an einem gebrochenen Herzen.