Leipzig 17. März 1840. Franz Liszt wird zum ersten Mal in seiner Karriere ausgepfiffen – und zwar, bevor er nur einen Ton gespielt hat. Das Publikum scheint etwas gegen den knapp dreißigjährigen Tastenstar zu haben.
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"Als Liszt an der vorderen Rampe erschien, wurde ein schwächliches Klatschen sofort von Zischen, Pfeifen und Trommeln übertäubt", heißt es in einer Kritik. "Liszt schnellte aus halber Verbeugung in die Höhe, stemmte die linke Hand in die Hüfte und schaute unmutig-stolzen Blickes in die erregten Zuhörermassen. Nach minutenlanger Dauer des Sturmes gewannen die Klatscher die Oberhand."
Franz Liszt hat im Vorfeld bereits drei Böcke geschossen und damit die Leipziger ziemlich erzürnt: Erstens ordnet Franz Liszt eine Veränderung der Sitzordnung im Gewandhaus an. Sogar auf das Podium werden Stühle gestellt, um möglichst viele Karten verkaufen zu können. Ein Affront gegen die althergebrachte Leipziger Musiktradition!
Dann verlangt Liszt pro Konzertkarte bis zu zwei Taler und damit doppelt so viel wie üblich. Und schließlich lässt sich der Virtuose auch noch Zeit mit der Ankunft. Erst kurz vor Konzertbeginn erscheint der Superstar mit dem Zug aus Prag. Die Leipziger fühlen sich gemolken wie eine Kuh und obendrein durch Liszts hochmütiges Verhalten gekränkt. Etwas Vergleichbares haben sich bislang nur die Sängerin Catalani und der Geiger Paganini geleistet.
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BEETHOVEN Transcriptions by LISZT - Symphonie Pastorale N°6 en Fa Majeur
Trotz allen Unmutes ist man sehr neugierig auf diesen Franz Liszt. Der setzt sich nach dem buchstäblich stürmischen Empfang ans Instrument und spielt das Scherzo aus Beethovens "Pastorale". Der Kritiker, Robert Schumann übrigens, findet die Wahl missglückt: "Im Zimmer, unter vier Augen mag die sonst meisterhafte Symphonie ihre Wirkung entfalten. In einem Saal aber, wo wir die Symphonie so oft und vollendet schon vom Orchester gehört, trat die Schwäche des Instrumentes um so fühlbarer hervor."
Und doch schafft es Franz Liszt im Laufe des Konzertabends, das Ruder herum zu reißen. Liszt verwandelt mit seiner Virtuosität den Zorn des Publikums in Enthusiasmus. Da muss auch die Kritik die Waffenstrecken: "Das Gewandhaus-Heiligtum hatte eine solche phrenetische Beifalls- Bezeugung noch niemals erlebt."
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Sendung: "Allegro" am 17. März 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK