Windsbach, 18. März 1946: Achtzig Buben beziehen ihre Zimmer im neu eröffneten Internat, dem früheren evangelischen Pfarrwaisenhaus. Sie sind der erste Jahrgang an Schülern nach dem Krieg. Kurz darauf bildet der Musiklehrer Hans Thamm aus den Begabtesten unter ihnen einen Chor: den Windsbacher Knabenchor.
Bildquelle: Mila Pavan
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Als 1946 die ersten Schüler im Internat einziehen, sind soziale Medien, Internet oder Smartphones noch Zukunftsmusik. Damals sind die Kinder von den Erlebnissen des Kriegsendes gezeichnet, von Chaos, Hunger und der Angst vor einer ungewissen Zukunft. Heute bekommen die jungen Chorsänger eine speziell auf sie zugeschnittene Ausbildung im schulischen und musikalischen Bereich, die höchsten Ansprüchen genügt.
Vorbild bei der Gründung ist der Dresdner Kreuzchor. Hans Thamm hatte selbst als Kind die Kreuzschule besucht und richtet nun die Gesangsausbildung nach den Standards dieses traditionsreichen Knabenchores aus. Johann Sebastian Bachs Choräle "Jesu, meine Freude" und "Wenn ich einmal soll scheiden" sind die ersten Stücke, die Thamm mit seinen Schülern einstudiert.
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Jauchzet dem Herrn | Mendelssohn | Windsbacher Knabenchor | Sixtinische Kapelle
Obwohl im Vergleich zu Kruzianern, Thomanern oder Regensburger Domspatzen recht jung, reiht sich der Windsbacher Knabenchor in den darauffolgenden Jahrzehnten in die Riege dieser hochklassigen Institutionen ein. Und das "Provinzchörle", wie die Windsbacher liebevoll genannt werden, bricht in die weite Welt auf, unternimmt gefeierte Konzertreisen durch Europa, die USA, Israel – und 2016 nach Rom. In einer von Papst Franziskus zelebrierten Messe singt der Windsbacher Knabenchor – auf Wunsch des Vatikans – evangelische Kirchenmusik.
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Sendung: "Allegro" am 18. März 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK