Barcelona, 21. Juli 1988. Der vom Krebs geheilte Tenor José Carreras feiert sein Comeback. Die letzten zwei Jahre waren für Carreras geprägt von Angst, Verzweiflung und – von Hoffnung. 1987 stellen die Ärzte fest, dass der Tenor an akuter lymphatischer Leukämie erkrankt ist – einer seltenen und besonders aggressiven Form des Blutkrebses, die damals fast immer zum Tod führt.
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Carreras begibt sich zur Behandlung nach Seattle, wo der spätere Nobelpreisträger Edward Donnall Thomas den Sänger einer neuen Therapieform unterzieht. "Meine erste Reaktion war: wieso ich", erinnert sich der Tenor. "Ich habe mich stundenlang mit diesem Gedanken gequält, aber dann verstanden, dass das vollkommen falsch ist. Ich habe mit meiner Familie und Freunden gesprochen und dann war mir klar, dass ich den Kampf aufnehmen würde. Wenn es auch nur eine Chance unter Millionen geben sollte, dann sollte diese Chance meine sein."
Mir war klar, dass ich den Kampf aufnehmen würde.
José Carreras gewinnt diesen Kampf, die neuartige Stammzellentherapie rettet ihm das Leben. Und kurz nach seiner Gesundung steht er wieder auf der Bühne. Genauer gesagt, unter dem Triumphbogen seiner Heimatstadt Barcelona. 150.000 Menschen haben sich versammelt, um den Genesenen zu empfangen. Als José Carreras erscheint, bricht das Publikum in Begeisterungsstürme aus. Ob des herzlichen Empfangs habe er einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen gehabt, erinnert sich Carreras später – auf eine Hauswand hatten Fans den Satz projiziert: "José, wir freuen uns, dass du wieder hier bist".
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José Carreras. T´estimo. Grieg.
Das Konzert beginnt er mit der katalanischen Fassung von Edward Griegs "Ich liebe Dich" – ein unvergesslicher Moment, wie Carreras 30 Jahre später sagen wird. Er wirkt nicht mehr ganz so selbstsicher wie vor seiner Erkrankung, er hat Gewicht verloren, aber das Lächeln ist wieder da. Und die Stimme ebenfalls. Zum Dank für seine Rettung hat Carreras eine Stiftung gegründet: sie unterstützt Leukämie-Patienten und vor allem die Forschung, die ihm das Leben gerettet hat.
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