Augsburg 22. Oktober 1777. Die Stadt ist in hellster Aufregung: Wolfgang Amadeus Mozart kommt und gibt ein Konzert. Auch die Augsburgische Staats- und Ordinatenzeitung schwelgt in Vorfreude: "Es ist eine Ehre, einen Tonkünstler, einen Landsmann hier zu haben, um den uns ganz England, Frankreich und Italien beneidet." Der Domherr reist an, es kommt vornehmer Besuch aus Paris, die Crème de la Crème von Augsburg ist sowieso da, und auch einige verschämte Stiftsfräulein aus St. Stefan wollen sich den besonderen Abend mit Mozart nicht entgehen lassen.
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Besonders wird der Abend schon allein wegen seiner Länge: zwei Klavierkonzerte, darunter das "Lodron-Konzert" für drei Klaviere KV 242, zwei Symphonien, eine Sonate und Fantasien. Besonders ist der Abend auch, weil Mozart von einer nimmer enden wollenden Welle des Applauses überrollt wird. Die Augsburger sind aus dem Häuschen – und haben ihr "Event des Jahres".
Prälat und Illuminat Waldburg lobt den jungen Mann: "Ich muss Ihnen sagen, dass ich niemanden so spielen gehört habe, wie heute. Ich werde es auch Ihrem Vater sagen, wenn ich nach Salzburg komme." Und auch die Zeitung hat nur süße Worte für das Ereignis: "Alles außerordentlich geschmackvoll und bewundernswert. Die Kompositionen gründlich, feurig, mannigfaltig und einfach. Die Harmonie so kräftig, voll, so unerwartet, so erhebend." Mozart hat also allen Grund, sich auf die Schulter zu klopfen.
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Mozart: Piano Concerto No. 7, 'Lodron', KV. 242 - Arthur en Lucas Jussen - Live concert HD
Und doch verlässt Mozart die Stadt Augsburg missmutig. Denn sie sind einfach knauserig, die bayerischen Schwaben. Mozart macht Kassensturz und stellt fest: 90 Gulden hat er beim Konzert eingenommen. Davon muss er allein über 16 für die Musiker und die Beleuchtung abzwacken. Die Rechnung beim Lamm-Wirt kann er vom Rest nicht begleichen. Folglich legt er aus eigener Tasche noch einige Gulden drauf. Für Mozart wird das Jahresereignis von Augsburg also eher so etwas wie die Pleite des Jahres.
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Sendung: "Allegro" am 22. Oktober 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK