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Familie Mozart trifft in Augsburg ein Ein ernüchternder Aufenthalt

Augsburg, 22. Juni 1763. Familie Mozart trifft in Augsburg ein: Vater Leopold, seine Frau Anna Maria, Tochter Nannerl und der damals siebenjährige Wolfgang Amadé. Gut zwei Wochen zuvor sind sie in Salzburg aufgebrochen. In Wasserburg ist die Kutsche zu Bruch gegangen. In München sind sie vom Kurfürsten bewirtet worden. Jetzt rollt die Kutsche durchs Rote Tor, und in der Zeitung steht: "Herr Muzard mit Frau, kommen per Posta von München, Logie in 3 Mohren."

Bildquelle: © ISM, Mozart-Museen & Archiv

Die Sendung zum Anhören

Mit der ganzen Familie im Hotel, das war schon damals eine kostspielige Sache. Aber man hofft, die Kosten durch Konzerte wieder einzuspielen. Denn Leopold besucht seine Geburtsstadt nicht aus Nostalgie, ganz im Gegenteil. Als Jugendlicher hatte er über die Engstirnigkeit der Augsburger geklagt. Seine Ausbildung am Jesuitenkolleg brach er nach dem Tod des Vaters ab und ging nach Salzburg, wo er ein Lotterleben führte. Und dann heiratete er auch noch eine Frau, die nicht gerade den besten Ruf hatte. Seine Familie, allen voran seine Mutter, war nicht gut auf ihn zu sprechen – und er nicht auf sie.

Zwei Wunder mit dem Nachnamen Mozart

Nun kehrte der verlorene Sohn zurück, mit gemischten Gefühlen. Aber Gefühle hin oder her: Er hatte der Welt etwas zu verkünden, nämlich: "das Wunder …, welches Gott in Salzburg hat lassen gebohren werden." Gemeint sind die musikalischen Fähigkeiten seiner beiden Kinder, vor allem des Sohnes. "Ich bin diese Handlung dem allmächtigen Gott schuldig, sonst wäre ich die undankbarste Kreatur" – so der stolze Vater Leopold.

Das erste überlieferte Werk des jungen Mozart

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W. A. Mozart - KV 1 (1e) - Menuet for keyboard in G major | Bildquelle: ComposersbyNumbers (via YouTube)

W. A. Mozart - KV 1 (1e) - Menuet for keyboard in G major

Nach fünf Tagen das erste Konzert

Diese Offenbarung durfte der Welt unter keinen Umständen verborgen bleiben, nicht einmal Augsburg. Leopold zeigt seiner Familie das Rathaus, man besucht ein paar Jugendfreunde und Verwandte. Nur eine Person fehlt in all der Geselligkeit, Leopolds Mutter. Es kommt zu keiner Begegnung. Nach fünf Tagen endlich das erste Konzert. Nannerl und Wolferl spielen zweihändig, vierhändig, bieten Extranummern mit verdeckten Tasten, improvisieren auf Zuruf. Drinnen im Saal die "Offenbarung", draußen zählt Vater Leopold das Eintrittsgeld.

Augspurg hat nicht lange aufgehalten und mir wenig, ja nichts genützet.
Leopold Mozart

Ernüchtendes Ergebnis

Leopold Mozart-Ausstellung in Salzburg | Bildquelle: © ISM, Mozart-Museen & Archiv Leopold Mozart | Bildquelle: © ISM, Mozart-Museen & Archiv Es folgen zwei weitere Auftritte. Dann ist Augsburg ausgereizt. Das eingenommene Geld deckt die laufenden Kosten und ermöglicht die Anschaffung eines Reiseklaviers. Mehr nicht. Leopold ist ernüchtert: "Augspurg hat nicht lange aufgehalten und mir wenig, ja nichts genützet. Denn was einkahm, das ging auch wieder weg, weil alles ungemein teuer ist." Nach zwei Wochen fahren die Mozarts weiter, über Ludwigsburg, Mannheim, Frankfurt nach Brüssel und Versailles, dann nach England und schließlich über Holland und die Schweiz die ganze Strecke wieder zurück. Dreieinhalb Jahre dauert das. Die Strapazen sind enorm und bringen die beiden Wunderkinder fast um. Leopolds Mutter sind sie auch auf der Rückreise nicht begegnet. Sie war kurz zuvor – unversöhnt mit ihrem Sohn Leopold – gestorben.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 22. Juni 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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