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Was heute geschah – 24. März 1916 Enrique Granados wird torpediert

Ärmelkanal, 24. März 1916: Der spanische Komponist Enrique Granados ertrinkt nach einem deutschen U-Boot-Angriff. Er kam gerade zurück aus Amerika, wo er einen seiner größten Erfolge gefeiert hatte. "Endlich kann ich anfangen zu arbeiten", hatte er in einem seiner letzten Briefe geschrieben.

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Die Sendung zum Anhören

Granados war Katalane, hat in Barcelona ein paar Klavierstücke komponiert, ein bisschen Unterricht gegeben und am Klavier konzertiert, aber sein Leben war nicht besonders erfolgreich gewesen. Bis er im April 1914 in der Pariser "Salle Pleyel" seine neue Klaviersuite vorstellte: "Goyescas", nach Bildern von Francisco Goya.

Umjubelte Premiere an der MET

Das schlug ein, Granados wurde auf der Stelle in die französische Ehrenlegion aufgenommen und die Pariser Opéra bestellte bei ihm eine Oper nach den "Goyescas". Endlich ein großer Auftrag! Granados zieht sich in die Schweiz zurück und fängt an zu komponieren. Vier Monate später erklärt Deutschland Russland und Frankreich den Krieg. Weder die Pariser Oper noch Granados können die vereinbarten Termine einhalten, und als die Oper endlich fertig ist, gibt Granados sie nach New York, an die Metropolitan Opera. Dort hat sie im Januar 1916 Premiere – auch hier ein ungeheurer Erfolg. Granados ist selbstverständlich persönlich mit dabei.

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Goyescas (Intermezzo) de  Enrique Granados. Antologia de la Danza Española | Bildquelle: YouMoreTv - Cultura (via YouTube)

Goyescas (Intermezzo) de Enrique Granados. Antologia de la Danza Española

Fatale Umbuchung

Die Begeisterung ist so groß, dass der amerikanische Präsident Woodrow Wilson es sich nicht nehmen lässt, einen Empfang zu Ehren von Granados zu veranstalten. Der Komponist tritt dort auf, seine Rückreise muss verschoben werden. Anstelle des ursprünglich geplanten Dampfers, der ihn direkt in seine neutrale Heimat gebracht hätte, bucht Granados mit seiner Frau Passagen auf einem Schiff, das nach England fährt. Von dort aus geht es auf einer Fähre weiter durch den Ärmelkanal nach Frankreich. Und das ist gefährlich.

Heroischer Rettungsversuch

Das Deutsche Reich nämlich betreibt den "uneingeschränkten U-Boot-Krieg". Um England auszuhungern, wird auf alles geschossen, was sich in den Gewässern rund um England bewegt. Auch auf zivile, unbewaffnete Passagierfähren. Ein deutsches Unterseeboot feuert Torpedos ab, Granados' Schiff wird getroffen und bricht in der Mitte auseinander. Granados, schon im Rettungsboot, sieht, wie seine Frau im Wasser mit den Wellen kämpft, und springt in die eiskalte See, um ihr zu helfen. Beide, er und seine Frau, ertrinken. Eine Woche zuvor noch hatte Granados einem Freund nach Hause geschrieben: "Die Goyescas – ein riesiger Erfolg. Ich bin voller neuer Ideen. Endlich kann ich anfangen zu arbeiten."

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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