Wien, 26. Januar 1790. Die Oper "Cosi fan tutte" von Wolfgang Amadeus Mozart wird uraufgeführt. Wir erinnern uns: Zwei Männer wollen die Treue ihrer Frauen testen, verkleiden sich und machen jeweils die Freundin des anderen an. Leider mit Erfolg! Daher auch die frustrierende Erkenntnis: "Cosi fan tutte" – "So machen es alle".
Bildquelle: © Salzburger Festspiele / Monika Rittershaus
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(Bild: "Così"-Inszenierung in Salzburg 2020)
Das Journal des "Luxus und der Moden" giftet nach der Berliner Erstaufführung 1792: "Gegenwärtiges Singspiel ist das albernste Zeug von der Welt, und seine Vorstellung wird nur in Rücksicht der vortrefflichen Komposition besucht". Genau, Mozart ist raus aus der Sache. Dass die Musik genial ist, steht außer Zweifel. Aber das Libretto: Was hat sich Lorenzo Da Ponte dabei nur gedacht? Wie sollen denn die Frauen ihre verkleideten Liebhaber nicht erkennen? Tragen sie Bärte, verstellen sie die Stimme?
Das Ganze ist auch so unmoralisch. Das Publikum fühlt sich plötzlich selbst beobachtet. Kaiser Joseph II. findet es lustig. Er hat die "Così" ja angeblich auch in Auftrag gegeben. Fünf Vorstellungen gibt es, dann stirbt der Kaiser an Tuberkulose und der Opernbetrieb ruht. Sein Nachfolger Leopold II. hat weniger Humor. Nach weiteren fünf Vorstellungen wird "Così fan tutte" in Wien abgesetzt. Die Musik ist aber so zwingend, dass sie im übrigen Europa Erfolg hat. Das vermeintlich enthirnte Libretto wird dann einfach mal umgeschrieben, und aus der Verkleidung der Liebhaber wird eine Verzauberung.
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Mozart - Cosi fan tutte - Janowitz, Ludwig, Alva, Prey (Böhm)
Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Der Zyniker Da Ponte hält der Gesellschaft mit seinem Libretto einen Spiegel vor, spielt mit ihren Erfahrungen, ihren Erwartungen und Tabus. "Così" ist eine Opera buffa und folgt prominenten literarischen Vorlagen wie z.B. Ludovico Ariostos "Orlando furioso" und Jacopo Sannazaros "L'Arcadia" aus dem 16. Jahrhundert.
Und so weit hergeholt ist die Story dann auch wieder nicht: Etwa zur Enstehungszeit sollen zwei berüchtigte albanische Heiratsschwindler Europa unsicher gemacht haben. Mag sein, dass sie das eigentliche Vorbild für die beiden "Herren aus Albanien" sind, die Fiordiligi und ihre Schwester auf die Treueprobe stellen.
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Sendung: "Allegro" am 26. Januar 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK