Prag, 3. November 1787: Wolfgang Amadeus Mozart komponiert die Sopran-Arie "Bella mia fiamma" - allerdings nicht freiwillig. Sein Problem: Er hat keinen Schlüssel. Musik öffnet bekanntermaßen Herzen - und manchmal auch Türen, zum Beispiel die von Josepha Duscheks Gartenhäuschen. Und um die ging es Mozart. Denn er saß drinnen, eingesperrt.
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Und wieso das Ganze? Weil Mozart mal wieder nicht gemacht hat, was er versprochen hatte: eine Arie zu schreiben, für Josepha Duschek. Die war eine ausgezeichnete Sängerin und Mozarts Gastgeberin in Prag. Und weil Josepha das Warten dick hatte und Mozart endlich mal greifbar war, hat sie ihn eben gegriffen – so sagt die Überlieferung – und ins Gartenhäuschen gesperrt. Dort sollte er so lange bleiben, bis die Arie endlich fertig war. Bei Mozart dürfte das nicht allzu lange gedauert haben. Er hat mitgespielt, die Arie schnell aufs Papier hingeworfen und durfte dann wieder raus.
Nur, Mozart wäre nicht Mozart gewesen, wenn er seiner Freundin Josepha nicht noch eins reingewürgt hätte. Er hat die Arie so schwer gestaltet, dass sie für jede Sängerin zum Hindernislauf werden muss: Unsangliche Intervallsprünge, böse Chromatik und dann erst die Harmonien... Das alles sollte Madam Duschek dann aber bitte fehlerlos vom Blatt singen, anderenfalls hätte Mozart das Werk nämlich vernichtet.
Eine hässliche Szene im Gartenhaus, damals im November 1787. Das Duell ging dann aber doch gut aus, das Josepha die Arie weggesungen hat wie nichts – "a prima vista". Alle waren zufrieden. Und das Problem mit den Intervallsprüngen haben jetzt andere.
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Mozart, Bella mia fiamma (OPRL, Christian Arming, Sophie Karthäuser)
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Sendung: "Allegro" am 03. November 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK