27. November 1826. Die Königlich Preußische Hofkapelle spielt unter Carl Möser die Berliner Erstaufführung von Beethovens Symphonie Nr. 9. Wohl wissend, dass der Komponist in diesem Werk Grenzen überschritt, hatte man die Berliner Öffentlichkeit auf das Konzert vorbereitet – mit Artikeln und Einführugsvorträgen. Der Erfolg stellte sich trotzdem nicht ein – noch nicht.
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Für Beethovens Zeitgenossen klingt das schräg – als hätten sich die Gehörgänge verknotet. Auch die Musiker sind überfordert. Hilflos stolpern sie durch den Notendschungel. Was hat Beethoven da nur wieder zusammengepfuscht? Und dann platzt mitten in seine "Symphonie" auch noch ein Chor hinein…
Stirnrunzeln – auch noch zwei Jahre nach der Uraufführung der Neunten Symphonie. Erst Wien, dann London, Frankfurt, Aachen und Leipzig – jetzt soll das Werk zum ersten Mal in Berlin aufgeführt werden, vor König Friedrich Wilhelm III. Ihm hat Beethoven die Symphonie schließlich gewidmet. Es muss also ein Erfolg werden. Und man tut alles, um das Berliner Publikum entsprechend vorzubereiten: Schon ein paar Tage vorher gibt es eine halböffentliche Werkeinführung – mit dem 17-jährigen Felix Mendelssohn am Klavier.
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Ludwig van Beethoven - Sinfonie Nr. 9 | Gewandhaus zu Leipzig (31.12.2013)
"Schon das war ein Genuss zu hören, wie dieser junge Künstler es fertig brachte… das ganze Orchester im beschränkten Rahmen der Tasten mittels der Kraft und Fertigkeit der zehn Finger so zu übertragen, daß man ein durchaus deutliches Bild des Ganzen… erhielt." So staunt der Musikkritiker Ludwig Rellstab. Auch die Berliner Allgemeine Musikalische Zeitung tut ihr Bestes: In einem ausführlichen Artikel versucht Adolph Bernhard Marx, den Lesern Beethovens Zwitterwesen aus Symphonie und Kantate näher zu bringen. "Im Gesange… stellt sich das Menschliche dar, im Gegensatz zu den Instrumenten, als dem Außenmenschlichen"– so heißt es da.
Am 27. November 1826 ist es dann soweit: Die Königlich Preußische Hofkapelle spielt unter Carl Möser die Berliner Erstaufführung. Die Reaktionen sind gemischt. Während der eine Kritiker Beethoven mit Lorbeeren überschüttet, nimmt Ludwig Rellstab die Neunte auseinander: Sie enthalte "unmotivierte Seltsamkeiten", sei ein Gemisch aus "ernsterer Kirchenmusik und der Opera Buffa". Auf den großen Erfolg muss Beethovens Neunte Symphonie also noch warten. Ihren Triumphzug wird Beethoven selbst aber nicht mehr miterleben. Er stirbt wenige Monate später.
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Sendung: "Allegro" am 27. November 2020 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK