Mariss Jansons
Am 14. September brachten Mariss Jansons und das BR-Symphonieorchester Richard Strauss' "Alpensinfonie" zur Aufführung. Das Werk stellt ungewöhnliche Anforderungen - besonders an die Schlagzeuger, denn um die Windmaschine zu bedienen, muss man schon Muskeln haben. Louisa Diederichs hat die Proben miterlebt.
Bildquelle: Silke von Walkhoff
Selten ist die Bühne am Gasteig so voll wie in diesen Tagen. Mariss Jansons probt mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks "Eine Alpensymphonie" von Richard Strauss. Viele Bläser und noch viel mehr Streicher sind da, nebst üppig vertretenem Schlagzeug und außergewöhnlicheren Instrumenten wie Kuhglocken, Donnerblechen und einer Windmaschine - für das Gewitter.
Noch haben die Proben nicht angefangen, obwohl schon vor fünf Minuten offizieller Probenbeginn war. Die Musiker nehmen ihre Plätze ein, es gilt sich geschickt in die engen Reihen einzufädeln, die voller Musikinstrumente, Stühle, Notenpulte stehen. Da ist es gar nicht so leicht, nichts umzustoßen; ich habe gerade noch mit dem "Windmacher" Guido Marggrander geplaudert und flüchte schnell von der Bühne, bevor ich zwischen Musikern eingezwängt werde. Noch ist Chefdirigent Mariss Jansons nicht da. Es wird vergnügt geplaudert. Dann stimmen die Bläser von hinten ein Ständchen an - zwei Musiker hatten Geburtstag, der Rest des Orchesters steigt ein: "Zum Geburtstag viel Glück", so schön habe ich es noch nie gehört - instrumental. Die Kuhglocken setzen dem Schlussakkord die Krone auf. "Määähhhh!" - ein Musiker blökt wie ein Schaf. Musikerhumor.
Als Mariss Jansons sein Dirigentenpult betritt wird es blitzartig ruhig im Saal: Jetzt geht’s los. Erstmal durch alle Instrumentengruppen, es wird noch gefeilt: die Orgel sanfter, die Oboe leiser. "Nicht schleppen" oder "kleiner Bogen" ruft Jansons den Musikern zu. Noch eine zweite Windmaschine wäre gut, findet Jansons, und bittet scherzhaft den Celesta-Spieler, diese Aufgabe zu übernehmen: "Sind Sie kräftig, ja? Ich möchte Sie bitten, trainieren Sie bis morgen!" Stark muss man sein, um die Windmaschine zu drehen, die ähnlich aufgebaut ist wie eine Waschmaschinentrommel, erklärt mir der Schlagzeuger Guido Marggrander. Durch die Drehbewegung reibt ein Drahtgitter oder Holzgestell an einem Tuch, die Bewegung erzeugt das Windgeräusch. Und es klingt ziemlich echt, das muss ich zugeben: Der Wind pfeift geradezu durch den Probesaal. Die Donnerbleche sorgen ebenfalls für lebhafte Gewitterstimmung.
Nass wird hier keiner, höchstens feucht um die Augen. Mariss Jansons gerät über die Musik von Richard Strauss schnell ins Schwärmen: "farbenreich, ausdrucksreich, Instrumentation fabelhaft. Ich weiß, an welchen Stellen mir die Tränen kommen."