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Alfredo Casellas "La donna serpente" Die Handlung

Erst mit 45 Jahren fühlte Alfredo Casella sich reif für eine eigene Oper, die stilistisch neue Wege weisen sollte. Um die Ästhetik des Verismus und das Wagner-Epigonentum gleichermaßen zu umgehen, wählte er einen Stoff aus dem 18. Jahrhundert: "La donna serpente" von Carlo Gozzi. Typisch für Gozzi ist die Verflechtung von tragischen und komischen, phantastischen und burlesken Elementen in ein und derselben Handlung. So auch in "La donna serpente".

Alfredo Casellas "La donna serpente" im April 2016 am Teatro Regio in Turin | Bildquelle: Ramella & Giannese_Eduardo Piva | Teatro Regio Turina

Bildquelle: Ramella & Giannese_Eduardo Piva | Teatro Regio Turina

Prolog

Die Fee Miranda will Altidòr, den König von Téflis, heiraten. Da die Liebe zu einem Menschen auch den Verzicht auf ihre Unsterblichkeit bedeutet, versucht ihr Vater, Feenkönig Demogorgòn, sie mit allen Mitteln umzustimmen. Vergeblich. Also stellt Demogorgòn eine grausame Bedingung: Neun Jahre und einen Tag lang muss Miranda ihrem Gemahl ihre wahre Identität verschweigen. Zudem muss Altidòr schwören, Miranda niemals zu verfluchen, auch wenn sie scheinbar furchtbare Taten vollbringt. Liebt er sie dennoch, wird sie sein; doch bricht er seinen Schwur, wird sich seine Gemahlin in eine Schlange verwandeln und erst nach zweihundert Jahren in dieser Gestalt auf ewig ins Reich der Feen zurückkehren. Miranda nimmt die Bedingung an.

1. Akt

Demogorgon - Figurine zu Casellas "La donna serpente" am Teatro Regio in Turin | Bildquelle: Teatro Regio Turina Demogorgon - Figurine zu Casellas "La donna serpente" in Turin | Bildquelle: Teatro Regio Turina Der königliche Bogenschütze Alditrùf erzählt dem Diener Albrigòr, wie er neun Jahre zuvor mit König Altidòr in dieser Gegend jagte. Bei der Verfolgung einer Hirschkuh stießen sie auf ein verwunschenes Schloss, in dem Altidòr die schöne Miranda fand. Die beiden heirateten und bekamen zwei Kinder. Doch als der König eines Tages versuchte, die Herkunft seiner Gemahlin zu ergründen, verschwanden Miranda und die Kinder. Seitdem streift der König auf der Suche nach ihnen verzweifelt durch die Lande. Sein alter Erzieher Pantúl spürt Altidòr auf und bittet ihn vergeblich, in seine Residenz Téflis zurück zu kehren. Um sein Ziel dennoch zu erreichen, greift Pantúl in die psychologische Trickkiste und versucht den König in der ehrwürdigen Gestalt des Hohepriesters Checsáia davon zu überzeugen, dass seine Gemahlin eine böse Zauberin sei. Als sich auch noch der Großwesir Tògrul als Geist von Altidòrs verstorbenem Vater inszeniert und ebenfalls vor Miranda warnt, gibt Altidòr verunsichert nach. Doch der Schwindel fliegt auf und der König jagt die beiden wütend davon.
Nun erscheint dem verzweifelten Altidòr seine Gemahlin und ermahnt ihn, in der Wüste auszuharren und sich den Prüfungen zu stellen. Der König ist dazu bereit und schwört, sie niemals zu verfluchen. Miranda fürchtet dennoch, die Prophezeiung ihres Vaters könne sich erfüllen. Unter Tränen kündigt sie Altidòr an, dass er am folgenden Tage seine Kinder sehen werde.

2. Akt

Armilla  - Figurine zu Casellas "La donna serpente" am Teatro Regio in Turin | Bildquelle: Teatro Regio Turina Armilla - Figurine zu Casellas "La donna serpente" in Turin | Bildquelle: Teatro Regio Turina Alditrùf, Pantul, der Diener Albrigòr und der Minister Tartagil erzählen sich in der Morgendämmerung von schrecklichen übernatürlichen Erscheinungen der vergangenen Nacht. Der Auftritt des Königs wird unheilverkündend von einem Erdbeben begleitet. Dann erscheint Miranda mit den Kindern auf einem von Flammen umgebenen Felsen, verabschiedet sich von ihnen und lässt sie ins Feuer stoßen. Im allgemeinen Entsetzen beschwört Miranda ihren Gemahl, sie nicht für das zu verfluchen, was ihr vom Schicksal bestimmt war. Obwohl Altidòr zutiefst verstört ist, hält er sein Versprechen.
Die Lage in Téflis, das sich im Krieg gegen die Tartaren befindet, wird inzwischen immer verzweifelter. Armilla, die Schwester Altidòrs, kann den versammelten Soldaten, der Amazone Canzáde und den Priestern zwar von einem Schlachtensieg berichten, doch das Volk ist am Verhungern. Da kehrt endlich der lang vermisste König Altidòr zurück, um seinem bedrängten Volk beizustehen. Der Jubel hierüber erlischt schnell, als der Wesir Badùr behauptet, sein Trupp mit den dringend benötigten Vorräten für die Stadt sei vom Feind überfallen und vernichtet worden – und zwar auf Befehl Mirandas. Wutentbrannt bricht Altidòr seinen Schwur und verflucht seine Gemahlin. Miranda, deren schreckliche Metamorphose bereits begonnen hat, erscheint kurz und offenbart die Wahrheit: Sie hat die Opferung der Kinder nur auf Befehl ihres Vaters vorgetäuscht. Und die von ihr vernichteten Lebensmittel waren durch den Verräter Badùr vergiftet worden. Ganz in eine Schlage verwandelt, verschwindet Miranda. Den von den Ammen zurückgebrachten Kindern erzählt man, ihre Mutter sei auf einer Blütenwolke davongeflogen.

Alfredo Casella auf BR-KLASSIK

Freitag, 27. Mai 2016, 19:05 Uhr
Das Musik-Feature
Europäische Italianità - der Komponist Alfredo Casella
von Alexandra Maria Dielitz

Samstag, 28. Mai 2016, 19:05 Uhr
Opernabend
Alfredo Casella: "La donna serpente"

3. Akt

Miranda - Figurine zu Casellas "La donna serpente" am Teatro Regio in Turin | Bildquelle: Teatro Regio Turina Miranda - Figurine zu Casellas "La donna serpente" in Turin | Bildquelle: Teatro Regio Turina In völliger Einsamkeit beklagt Miranda ihr trauriges Schicksal als Schlange. Doch geheimnisvolle Stimmen mahnen sie, an eine glückliche Zukunft zu glauben.
In Téflis berichten Armilla und die Amazone Canzàde dem jubelnden Volk vom Sieg des Königs. Doch Altidòrs Herz ist voll Trauer, bis Farzana, die Schwester Mirandas, ihm im Auftrag von Feenkönig Demogorgòn eine letzte Chance zur Rettung seiner Gemahlin verkündet: Das Volk hat sich um den Tempel versammelt, in dem Miranda gefangen ist. Als Altidòr die drei Ungeheuer vor dem Tor besiegt hat und sich auch von den hervorschießenden Flammen nicht schrecken lässt, stürzt der Tempel in sich zusammen und an seiner Stelle erscheint die Feenkönigin in ihrer ursprünglichen Gestalt. Alle Hindernisse sind überwunden, Altidór und Miranda sind vereint und können auch ihre Kinder wieder umarmen. Gemeinsam besingen alle den Sieg der Tugend und feiern den glücklichen Ausgang der Geschichte.

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