Oper - das ist mehr als nur Musik. Oper: Dazu gehört auch Essen und Trinken. Ein Glas Sekt und ein paar Canapés machen einen Opernabend erst zum musikalisch-kulinarischen Gesamtkunstwerk. Das Restaurant der Bayerischen Staatsoper im Münchner Nationaltheater ist bei großen Opern mit zwei längeren Pausen zweimal ausgebucht. Und zu Pausenbeginn muss alles bereitstehen. Aber auch kürzere Opern haben ihre Tücken - davon wissen Michaela Schobris und Heike Gebhardt zu berichten. BR-KLASSIK hat die Restaurant-Mitarbeiterinnen einen Opernabend lang begleitet - bei Verdis "La Traviata".
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Es ist 17:58 Uhr. In zwei Minuten öffnet die Abendkasse im Münchner Nationaltheater. Und damit auch das Restaurant. Heike Gebhardt übernimmt die Kasse, Michaela Schobris stellt sich hinter das Annahmebüffet. Die Gäste können kommen. Manche essen schon jetzt eine Kleinigkeit, andere reservieren für die Pause: "Ich wickle jetzt die Vorbestellungen ab, also all die Damen und Herren, die schon per Telefon ihre Bestellung aufgegeben haben oder per Internet", sagt Michaela Schobris. "Da haben wir die Rechnungen schon fertig. Und die Leute müssen nicht mehr an der großen Schlange anstehen, sondern kommen gleich zu mir. Ich erklär' ihnen noch den Weg zum Tisch. Das ist für den Gast eine immense Erleichterung und für uns natürlich auch." Seit 13 Uhr ist Michaela Schobris im Haus. Der Nachmittag ist angefüllt mit Telefonaten, E-Mails und Einstellungsgesprächen.
Ich mag die Abwechslung. Du hast das Büro, und am Abend bist Du am Gast, was mir ganz wichtig ist.
Kurz vor 19 Uhr: Das Restaurant leert sich. Nun müssen alle Service-Rädchen ineinandergreifen. Bis zur großen Pause in der "Traviata" (gleich nach dem 1. Bild) haben die knapp 20 Servicekräfte gerade mal eine halbe Stunde. Und während auf der Bühne Violetta Valéry mit ihren Gästen champagnerselig durch ihren Pariser Salon taumelt, wird im Restaurant angerichtet. Am Rundbüffet fliegen die Korken aus den Flaschen, und aus Küche und Kühlung wird das Essen hereingefahren. Eine große schwarze Stahl-"Spinne" auf Rädern trägt eine Hundertschaft Teller mit kalten Gerichten, die minutenschnell auf den Tischen verteilt werden; Warmes wird auf Stövchen serviert. Alles, was roh ist - Käse, Lachs, Tartar - wird erst ganz zum Schluss platziert. Zehn Minuten vor der Pause - maximal, wenn nicht gar später. Hektik bricht nicht aus. Heike Gebhardt und Michaela Schobris haben ihren Laden im Griff. Über 20 Jahre Berufserfahrung machen sich bezahlt. Als sich um 19:35 Uhr die Türen zur Pause öffnen, steht alles bereit.
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Und die Gäste? Die sind glücklich. Zum Beispiel eine Dame, die seit 25 Jahren Abonnentin bei der Staatsoper ist - und natürlich Stammgast im Restaurant: "Wir essen den Gourmetteller - den essen wir auch schon über 20 Jahre. Da ist Hummer, Lachs, Tartar drauf, und dazu noch eine Wildpastete. Und dazu trinken wir unseren geliebten Lugana."
Sind alle Besucher so dankbar - und so unkompliziert? Wie sieht’s mit Sonderwünschen aus? "Wir haben sehr kurzfristig mal auf einen reagieren müssen: Der Gast wollte alles püriert", erinnern sich Michaela Schobris und Heike Gebhardt. "Sogar sein Filetsteak wollte er püriert. Er hatte eine ganz böse Zahnbehandlung hinter sich. Dann hat das Ganze ausgesehen wie ein Glas Babynahrung, liebevoll dekoriert. Das haben die in der Küche wirklich toll gemacht. Aber es hat ihm nicht geschmeckt."
Fast jeden Abend in der Oper - wünscht man sich da mal andere Arbeitszeiten? In der Früh anfangen und nachmittags heimgehen? "Nein, nein!", klingt es da wie aus einem Mund. "Wir hassen Matineen. Wir wollen auch kein Wochenende. Sonntag frei? Ganz furchtbar!" Wenn man Michaela Schobris und Heike Gebhardt beim Arbeiten zuschaut, könnte man es glatt glauben …
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