SWEET SPOT.
Neugierig auf Musik
Bildquelle: Jazzrausch Bigband
Mein Party-Anspruch an diesem Samstagabend ist hoch. Aber manchmal klingt das Versprechen eben auch eindeutig. Und allemal, wenn man auf das Konzert einer technoverliebten Bigband namens Jazzrausch geht – und das Ganze auch noch in den heiligen Nachtleben-Hallen des Harry Kleins stattfindet.
Also rein in die Blackbox auf zwei Etagen. Mein erster Eindruck ist: Pathetisch, so würde man das im Film inszenieren. Alle Mädchen haben sich schick gemacht, alle Jungs haben glänzende Augen - und von allen Seiten blasen mir die Töne um die Ohren und der Bass in den Bauch. Wow!
Aber dann beginnt sofort das Kopfdrehen. Denn die Jazzrausch Bigband hat sich an den Wänden stehend über den ganzen Club verteilt: quasi in jeder Ecke blinkt ein Instrument und eben auf zwei Stockwerken. Dazu diese riesengroßen Visuals, und dazu (seh’ ich recht?) Ausdruckstänzerinnen. Barfuss unten, oben Püppchen-Schminke, insgesamt verrenkt, vor allem aber auf Podesten mitten auf der Tanzfläche. Mag ich das? Äh, nö. Ich will mich doch auf das 3-dimensionale Musikerlebnis konzentrieren – und selbst tanzen!
Nach gefühlt zehn Mal Treppe-rauf-Treppe-runter auf der Suche nach dem idealen Plätzchen für den Sound, den Blick und meine eigenen Bewegungsfreiheit greife ich zum Äußersten: Augen zu und auf die Musik konzentrieren, diesen speziellen Mix aus fetten, jazzig-housigen Bigbandnummern und für die Instrumente arrangierten Technoelementen. Und ja, so geht es besser und irgendwann lande ich (auch wieder mit offenen Augen) da, wo ich hin wollte: im Konzertrausch.
Als nach eineinhalb Stunden die Zugabe kommt: „Moebius Strip“, Buchstabe G, bin auch ich gut durchgeschwitzt. Und nachhaltig beeindruckt von der Reizüberflutung, die wohlmöglich bei Wiederholung (hallo Techno!) noch besser funktioniert. Also wann ist der nächste Termin für diesen Clubabend? Am 30. Januar 2016, selber Ort, selbe Band – und ich.
Jazzrausch Bigband
12.12.15
Harry Klein