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Album der Woche – Liza Ferschtman spielt Brahms und Suk

Das eine Stück gehört zu den bekanntesten der klassischen Musik, das andere wird, jedenfalls in Deutschland, so gut wie nie gespielt. Auf ihrem neuen Album kombiniert die Geigerin Liza Ferschtman das berühmte Violinkonzert von Johannes Brahms mit der völlig unbekannten „Fantasie“ des tschechischen Komponisten Josef Suk.

Bildquelle: Rubicon

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Er war der begabteste von Dvořáks Schülern. Er knüpfte nahtlos an Dvořáks Musik an. Und: Er heiratete Dvořáks Tochter. Wenn jemand in Deutschland den Namen Josef Suk kennt, dann kommt meist als erstes: Ach, ist das nicht Dvořáks Schwiegersohn? Ja, stimmt. Es kommt ja auch nicht alle Tage vor in der Musikgeschichte, dass große Komponisten bei anderen großen Komponisten in die Familie einheiraten. Aber vielleicht hat diese biografische Kuriosität auch dazu geführt, dass Suk bei uns unterschätzt wird – als eine Art Fußnote zu Dvořák.

Suks harmonische Hexenkünste

Dabei gehört Suk zu den interessantesten Komponisten der Jahre um 1900. Salopp gesagt: Was Gustav Mahler für die deutsch-österreichische Musik, ist Suk für die tschechische. Spätromantik at its best. Suks Musik knüpft an Dvořák an, an dessen Melodienseligkeit, an der Liebe zur tschechischen Volksmusik. Und wie die Musik von Dvořák ist auch die von Suk heftig emotional: wild und zärtlich, traurig und glücklich, und das immer hundertprozentig, mit schnellen Wechseln: Melancholie, Drama, Lebensfreude – alles auf engstem Raum. Und doch geht Josef Suk weit über sein Vorbild hinaus: Seine harmonischen Hexenkünste und sein effektvoller Orchestereinsatz bringen Suk bis an die Schwelle zur Moderne.

Ein rundum überzeugendes Plädoyer

Die holländische Geigerin Liza Ferschtman hat alles, was Suks Musik braucht: Leidenschaft, Beweglichkeit und einen betörend schönen Ton. Suks „Fantasie für Geige und Orchester“ hat zwar nur einen Satz, ist aber mit 23 Minuten Länge eigentlich ein ausgewachsenes Violinkonzert. Auf den Konzertprogrammen steht es in Deutschland fast nie. Da verpassen wir was. Liza Ferschtman gelingt ein rundum überzeugendes Plädoyer. Reaktionsschnell führt sie durch die kontrastierenden Gefühlswelten, mal fulminant virtuos, mal berührend gesanglich. Dabei immer glaubwürdig und voller ansteckender Begeisterung für diese tolle Musik.

Brahms-Konzert als "Zugabe"

Begleitet wird Ferschtman von den Brüsseler Philharmonikern, geleitet von dem exzellenten jungen Dirigenten Elias Grandy. Dass auch das Violinkonzert von Johannes Brahms auf diesem schönen Album ist, wirkt da fast wie eine willkommene Zugabe. Denn das Brahms-Konzert ist eines der meistgespielten Stücke der Geigenliteratur, unendlich oft eingespielt. Liza Ferschtman kann sich mit den großen Geigerinnen und Geigern messen, sie spielt natürlich, gefühlvoll, hat einen leuchtenden Ton und eine flüssige Technik. Eine schöne Brahms-Einspielung, bei der es allerdings nicht allzu viel Neues zu entdecken gibt. Dafür lohnt sich dieses Album umso mehr für alle, die Lust haben auf großartige, unbekannte Musik der Spätromantik. Josef Suk, der Schwiegersohn, war ein großer Komponist.

Infos zur CD

Johannes Brahms
Konzert D-Dur op. 77 für Violine und Orchester

Josef Suk
Fantasie g-Moll op. 24 für Violine und Orchester

Liza Ferschtman, Violine
Brussels Philharmonic
Leitung: Elias Grandy

Label: Rubicon

Sendung: "Piazza" am 8. März 2025 um 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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