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Seit bald drei Jahren tobt der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wie soll man da Weihnachten feiern? Die Menschen in der Ukraine tun es trotzdem – sie feiern ein Stück Normalität und zeigen der Welt, dass sie zusammenhalten. Die passende Musik dazu liefern die ukrainische Geigerin Solomiya Ivakhiv und das Symphonieorchester der Nationalen Philharmonie von Lwiw mit traditionellen Weihnachtsliedern in symphonischen Arrangements.

Mit innigem Geigenspiel feiert Solomiya Ivakhiv das Wunder der Geburt Christi. Die Jungfrau Maria stimmt keinen Jubelgesang an, sie ist von Ehrfurcht und Demut erfüllt. Die alte Melodie steht in Moll – der wehmütige Ton des ukrainischen Weihnachtslieds passt zur aktuellen Situation. Alle Arrangements des Albums stammen von dem ukrainischen Komponisten Bohdan Kryvopust. In den Liedern, die er neu harmonisiert hat, halten sich Andacht und Freude die Waage.

Das Orchester hat hörbar Spaß

Entstanden ist das Album im Winter vor einem Jahr in der Philharmonie von Lwiw, einem Jugendstil-Juwel. Das alte Lemberg ist zwar weit weg von der ukrainischen Ostfront, aber auch in Lwiw ist die Lage bedrohlich: Luftalarm, Strom- und Heizungsausfall gehören für die Menschen dort zum Alltag. Unter diesen Bedingungen leistet das Symphonieorchester von Lwiw unter dem ukrainischen Dirigenten Serhii Khorovets Erstaunliches. Und hat hörbar Spaß an der von Kryvopust verarbeiteten Folklore.

Arrangements in Richtung Pop- und Filmmusik

Dass Bohdan Kryvopust in seinen Arrangements von ukrainischen Weihnachts- und Neujahrsliedern immer wieder in Richtung Pop- und Filmmusik abdriftet, wird manchen überraschen. Aber Kryvopust greift noch andere Genres auf, etwa wenn er die Geigerin Solomiya Ivakhiv ganz Jazz-like über "Ehre sei Gott in der Höhe" improvisieren lässt.

Vom Solo bis zum Operetten-Flair

Und Solomiya Ivakhiv beweist ihre Vielseitigkeit – vom innigen Solo bis zum Operetten-Flair. Denn Kryvopust hat das weltbekannte Wiegenlied "Stille Nacht", das auch in der Ukraine populär ist, kurzerhand auf Walzertempo beschleunigt – und das funktioniert erstaunlich gut.

Tanz auf dem Vulkan

Es ist ein Tanz auf dem Vulkan – das wissen alle, die hier musizieren, die gegen den Krieg in ihrer Heimat anspielen. Aber allemal besser, als die Hände in den Schoß zu legen und zu resignieren.

Sendung: "Piazza" am 14. Dezember 2024 ab 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK