BR-KLASSIK

Inhalt

Mao Fujita in Nürnberg Oktavendonner und technischer Aberwitz

Von Ritualen vor dem Konzert hat er sich verabschiedet: Pianist Mao Fujita. In Nürnberg tritt er mit einem Klassiker auf - Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1. Interessant findet Fujita vor allem die lyrischen Zwischentöne.

Der Pianist Mao Fujita | Bildquelle: Dovile Sermokas

Bildquelle: Dovile Sermokas

Vier absteigende Töne in strahlendem unisono-Blech mit anschließendem Orchesterschlag als Antwort. Der Beginn von Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 ist weit über die Klassikwelt hinaus bekannt geworden – vielfach zitiert in Film und Werbung. Musik, die intuitiv Bilder und Gefühle transportiert.

Nicht die lyrischen Details vergessen

"Obacht", "Ausrufezeichen", "heroisch", "Glanz". Für den japanischen Pianisten sind derlei Vorzeichen unwichtig – er spielt es jedes Mal anders, wie er im BR-KLASSIK-Interview betont. "Es wird oft als technisches Bravourstück gesehen, das man möglichst schnell und mit großer Pranke spielen sollte", sagt er nachdenklich auf dem Sofa in seiner Berliner Wohnung sitzend, "aber es hat so viele kleine Details, so viele lyrisch-gesangliche Melodien, das wird oft vergessen".  

Tschaikowsky-Wettbewerb hat die Karriere gepusht

Pianist Mao Fujita | Bildquelle: Eiichi Ikeda/Verbier Festival Bildquelle: Eiichi Ikeda/Verbier Festival Tschaikowskys Erstes Klavierkonzert steht oft auf dem Konzertplan von Fujita, vor allem nachdem er beim Tschaikowsky-Wettbewerb 2019 erfolgreich war, womit die Karriere international an Fahrt aufgenommen hat. Interessant ist, was der 1998 in Tokio geborene Pianist den Komponisten selbst fragen würde, denn "das kommt drauf an, zu welchem Zeitpunkt", sagt er.

Wenn Tschaikowsky zu uns heute käme, würde mich nur interessieren, wie er zur Atonalität in der Zeitgenössischen Musik steht.
Mao Fujita

Und wenn Fujita selbst eine Zeitreise unternehmen könnte, um sich zurück ins 19. Jahrhundert zu Tschaikowsky zu beamen, würde er selbstbewusst mit der Tür in den Raum fallen: "Zunächst konnte das Konzert ja niemand spielen, weil es so schwer war. Ich kann es aber spielen, also würde ich ihn fragen, ob ich es uraufführen darf." Dabei lacht er in einer Mischung aus schüchtern und kindlich.  

Schnitzelessen als Glücks-Ritual

So richtig aufgetaut ist Fujita dann beim Thema Konzertalltag. Vor allem bei seinem Terminplan und den vielen verschiedenen Reisestationen könnte ein gleichbleibendes Ritual Ordnung und Ruhe bringen. "In Japan habe ich immer Tonkatsu gegessen, etwas, das dem Schnitzel hierzulande nahekommt. In dem Wort steckt die Bedeutung Glück – und irgendwie dachte ich, das ist vor einem Konzert ganz gut. Aber seit ich so viel unterwegs bin, finde ich höchstens in Deutschland und Österreich ein gutes Schnitzel. Also mache ich das nicht mehr."   

Wichtig sei ihm vor allem ein dreifacher Blick in den Spiegel, bevor er raus auf die Bühne geht. Das hat mit einem unglücklichen Vorfall zu tun, wie er sich lachend erinnert: "Ich war noch kurz vorher auf der Toilette und hab irgendwie vergessen, das Hemd richtig in die Hose zu stecken, das sah dann etwas komisch aus."  

Konzert in Nürnberg

Mao Fujita & Yomiuri Nippon Symphony Orchestra
13. Oktober 2024, 19:00 Uhr, Meistersingerhalle, Großer Saal

 Zugaben spielt Mao Fujita spontan

Apropos Rituale: Was Mao Fujita als Zugaben spielt, bleibt immer offen. "Ich habe so viel Repertoire, das will ich nicht festlegen, das mache ich immer spontan nach dem Konzert." Wenn es etwas gibt, das – zumindest bisher in seiner Karriere – den roten Faden bildet, dann ist es das Üben. Einen Tag ohne? Für ihn undenkbar, sagt er und fügt noch an, ein bisschen scherzend, aber eben nur ein bisschen: "Die Flüge nach Japan sind schon schlimm genug, da kann ich ungefähr 16 Stunden lang nicht ans Klavier, da muss ich dann auf den Kopf ausweichen."

 Sendung: "Allegro" am 11. Oktober 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (0)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

Neu bei BR-KLASSIK

    AV-Player