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Kritik "Il nome della rosa" an der Mailänder Scala Romanklassiker als Oper

Umberto Ecos Erfolgsroman "Der Name der Rose" ist in Mailand als Oper zu erleben: Am Sonntag fand die Uraufführung von "Il nome della rosa" an der Scala statt. Ein packendes Erlebnis – mit großen Stimmen und akustischen Effekten.

Il nome della rosa | Bildquelle: Teatro alla Scala

Bildquelle: Teatro alla Scala

Umberto Ecos Erfolgsroman "Der Name der Rose" aus dem Jahr 1980 ist bereits verfilmt und als Musical vertont worden. Nun gibt es auch eine neue große Oper "Il nome della rosa".

Francesco Filidei macht Oper aus "Der Name der Rose"

Die Mailänder Scala hat sie zusammen mit der Opéra de Paris bei Francesco Filidei in Auftrag gegeben, einem der wichtigsten italienischen zeitgenössischen Komponisten. Zusammen mit Stefano Busellato hat er auch das Libretto für das knapp dreistündige Werk aus dem epischen, historischen Kriminalroman destilliert, der sich in Filideis aufregender Klangsprache zwischen strenger Struktur und assoziativer Lautmalerei erstaunlich gut als Opernstoff eignet.

Mezzosopranistin Kate Lindsey singt den jungen Adso

Kate Lindsey in der Oper "Il nome della rosa" an der Mailänder Scala, 2025 | Bildquelle: Teatro alla Scala Hosenrolle für Kate Lindsey: Die Mezzosopranistin singt den jungen Adso von Melk in der Oper "Il nome della rosa" an der Mailänder Scala | Bildquelle: Teatro alla Scala Auch hier beginnt die Handlung als Rückblick des alten Mönchs Adso von Melk, der sich an die Geschehnisse im Jahr 1327 in einer italienischen Abtei erinnert, in die er mit seinem Mentor William von Baskerville gekommen ist. Der junge Adso, eine große Hosenrolle ganz in der Tradition von Richard Strauss' "Rosenkavalier", wird von der Mezzosopranistin Kate Lindsey grandios verkörpert und gesungen. Auch Lucas Meachem als Guglielmo da Baskerville reicht an Präsenz und stimmlicher Intensität leicht an Sean Connerys Rollenportrait in der Verfilmung des Romans heran.

Gruselfaktor aus dem Orchestergraben

Der Gruselfaktor, den man im Film so ausgiebig erlebt, ist auch in dieser Oper vorhanden, denn die verstärkte, dunkel dröhnende Stimme des alten Adso, die durch die Handlung führt, vermittelt etwas von Geisterbahn-Grauen, gepaart mit Zischeln, Knacken, Flirren und dunklem Rasseln aus dem Orchestergraben. Das Orchester der Mailänder Scala musiziert unter Ingo Metzmachers souveräner Leitung überaus facettenreich mit allen, auch nicht-instrumentalen, Mitteln. Besonders tönt es aus dem Schlagwerk mit unterschiedlichsten Materialien.

Riesiger Chor und großes Solistenensemble

Auch der riesige Chor variiert beeindruckend zwischen Deklamation, Flüstern und gregorianischen Gesängen, wenn er im Hintergrund der Bühne als schwarze Mönchs-Masse hinter seinen Schriften beziehungsweise Partituren das Wort ergreift. Das große Solistenensemble singt auf hohem Niveau, und unter den Mönchen ragen Fabrizio Beggi als Abt und Roberto Frontali als Salvatore mit ihren dunklen Stimmen in starkem Kontrast zu Owen Willetts Countertenor als Bibliothekar Malachia heraus.

Dreistündige Oper "Il nome della rosa": ein packendes Erlebnis

Il nome della rosa - Operninszenierung an der Mailänder Scala, 2025 | Bildquelle: Teatro alla Scala Körperbetonte Regie: Damiano Michieletto inszeniert "Il nome della rosa" an der Mailänder Scala. | Bildquelle: Teatro alla Scala Paolo Fantin hat für Damiano Michielettos körperbetonte Personenregie klare, abstrahierte Spielorte auf die Bühne der Scala gesetzt: ein durch weiße Vorhänge vom Schnürboden hängendes Labyrinth, das auch eine Rosenblüte darstellt, gläserne Altare, die auch als Särge für die getöteten Mönche dienen, imposante Bühnenobjekte, wie ein großes Relief, das in Adsos erster Vision zum Leben erwacht, eine übergroße Madonna, die dem namenlosen Mädchen ähnelt, als das Katrina Galka mit höchsten Koloraturtönen aus einem Pferdekörper schlüpft.

Diese Oper bietet über drei Stunden auf allen künstlerischen Ebenen großartige Momente, überrascht mit neuen Klängen und virtuosem Umgang mit Sprache, Ton und Bild – ein echtes Gesamtkunstwerk und packendes Erlebnis! 

Sendung: "Leporello" am 28. April 2025 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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