Eine Premiere: Der 25-jährige Pianist Mao Fujita spielt erstmals mit dem BRSO. Er präsentiert Mozarts d-Moll-Klavierkonzert unter der Leitung von Semyon Bychkov. Im Interview erzählt der Japaner, wie er Mozarts Musik kennengelernt hat. Und was er von der Akustik der Isarphilharmonie hält.
Bildquelle: Dovile Sermokas
BR-KLASSIK: Mao Fujita, Sie spielen bereits zum zweiten Mal hier in der Isarphilharmonie. Es ist ein Saal, der das Akustikdesign eines großen japanischen Meisters hat: Yasuhisa Toyota. Sie haben schon einige seiner Säle bespielt. Wie kommen Sie hier mit der Akustik zurecht?
Mao Fujita: Als ich das erste Mal hier in der Isarphilharmonie gespielt habe, war es Tschaikowskys Klavierkonzert, und ich konnte jede einzelne Pianissimo-Note extrem gut spielen und hören! Alles war perfekt erkennbar. Ich lerne tatsächlich richtig viel von der Akustik dieser Isarphilharmonie, und ich freue mich auch schon auf meine Reise nach Los Angeles, wo ich in der Disney Hall spielen werde. Die ist auch ein Toyota-Bau, genau wie die Elbphilharmonie und viele andere großartige Konzertsäle. Es gibt mir jedes Mal sehr viel, in einem seiner Säle zu spielen.
BR-KLASSIK: Speziell bei Mozart sind sehr feine, filigrane Töne gefragt, die jede kleine Ecke erreichen sollen. Ist für Sie da eine Anpassung an den Saal zusammen mit dem Orchesterklang nötig?
Mao Fujita: Besonders bei Mozart ist wirklich jede Note wichtig und alles muss präzise sein. Aber hier in diesem Saal kann ich einfach spielen, was ich möchte, auch mit dem Orchester und Maestro Bychkov - die Akustik hilft immer.
Die Spur ist schon vorgegeben, du musst nur noch fahren.
BR-KLASSIK: Mozarts d- Moll-Klavierkonzert hat eine besonders dunkle Farbe. Auch dieser Saal ist schwarz. Wird dadurch Ihr Spiel noch ein bisschen dunkler?
Mao Fujita: Die beiden Moll-Klavierkonzerte von Mozart, das in c-Moll und auch eben dieses d-Moll-Konzert, sind natürlich sehr wichtige Werke, bei denen man unbedingt über die Klangfarbe nachdenken muss. Die Interpretation unterscheidet sich vollkommen von den Stücken in Dur. Aber dieses Werk beginnt mit Orchester, und das präsentiert auch die dunkle Farbe. Ich kann mich da als Solist etwas später einfach auf natürliche Weise eingliedern. Es ist wie die Auffahrt auf eine Autobahn. Die Spur ist schon vorgegeben, du musst nur noch fahren. Andererseits hat Mozart hier gar nicht so viele Noten für das Klavier geschrieben. Er ist in diesem Werk recht sparsam. Das ist eine große Herausforderung, um diese dunkle Mollfarbe überhaupt ausdrücken zu können. Es gibt einfach nur begrenztes Notenmaterial pro Takt.
BR-KLASSIK: Wenn Sie die Wahl hätten, eines der Instrumente aus dem Orchester zu spielen, welches Instrument würden Sie wählen?
Mao Fujita: Ich würde sagen, die Oboe. Sie hat wirklich essenzielle Melodien und eine besondere Stimme in diesem Konzert.
Hätte ich nicht den Klavierpart, würde ich die Oboe wählen.
BR-KLASSIK: Sie leben in Berlin. Hat Mozart Sie mit Deutschland verbunden oder andersrum?
Mao Fujita: Ich bin wegen meines Lehrers nach Berlin gezogen. Ich studiere ja immer noch an der Hanns-Eisler-Hochschule bei Kirill Gerstein. Er ist einfach ein wunderbarer Professor für mich. Nicht nur Lehrer, sondern auch Mentor. Er hat meine Perspektiven enorm erweitert, mir viele Tipps gegeben, ohne mich zu irgendetwas zu zwingen.
Kirill Gerstein ist einfach unglaublich liebenswürdig und ein großartiger Mensch. Seinetwegen bin ich von Japan nach Deutschland gezogen. Aber ich habe ja bereits alle Mozart-Sonaten auf CD eingespielt und an den verschiedensten Orten in unterschiedlichsten Ländern gespielt. In Deutschland und Österreich Mozart zu spielen, ist für mich besonders wichtig, eben nicht nur Chopin, Liszt und die virtuosen Sachen. Ich lerne immer noch dazu, aber mittlerweile erkenne ich wirklich aus den Partituren, was diese klassischen Komponisten da geschrieben haben. Ich kann jetzt wirklich aus den Noten lesen. Das habe ich von Kirill Gerstein und in Meisterklassen hier in Europa gelernt. Jetzt bin ich hundertprozentig überzeugt davon, mich dem Publikum hier mit Mozart oder Beethoven präsentieren zu können.
Der 25-jährige japanische Pianist Mao Fujita gibt sein Debüt beim BRSO - mit Mozarts Klavierkonzert d-Moll KV 466. Außerdem steht Franz Schuberts "Große C-Dur-Sinfonie" auf dem Programm. Die Leitung hat Semyon Bychkov. Die Konzerte am 8. und 9. Februar finden jeweils um 20 Uhr in der Isarphilharmonie in München statt. BR-KLASSIK überträgt das Konzert am 9. Februar ab 20:05 Uhr live im Radio.
BR-KLASSIK: Es gibt viele kulturelle Hintergründe zu wissen, um Musik interpretieren zu können. Andererseits ist Mozarts Musik mittlerweile auch ein internationales Kulturgut und natürlich auch in Japan sehr gut bekannt und interpretiert. Können Sie sich an den ersten Kontakt mit Mozart erinnern?
Der 25-jährige Pianist Mao Fujita liebt Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. "Die Schönheit seiner Kompositionen erstaunt mich immer wieder." | Bildquelle: Eiichi Ikeda Mao Fujita: Ja, ich denke, das war, als ich von meiner Mutter eine DVD mit Vladimir Horowitz bekommen habe, der nach 60 Jahren wieder in die Sowjetunion zurückgekehrt ist, um im Konservatorium in Moskau zu spielen. Seine Mozart-Sonate war das erste Stück darauf, und sein unglaublich schöner Anschlag, dieses empfindsame Pianissimo, haben mich verliebt gemacht - verliebt in Horowitz und Mozart. Allerdings war ich dann jahrelang überhaupt nicht mit meinem Mozart-Spiel zufrieden. Ich hatte immer Horowitz im Ohr, darum habe ich in meiner Jugend gar nicht so viel Mozart gespielt. Erst mit 18, 19 Jahren habe ich mich dann an das Repertoire von Mozart, Haydn und Beethoven gewagt. Bei Mozart hat mich besonders beeindruckt, wie schnell er sich als Komponist entwickelt hat. Seine Sonaten hat er ja mit 18 zu schreiben begonnen, bis zu seinem Tod also nur über einen Zeitraum von 15 Jahren. Die Schönheit seiner Kompositionen erstaunt mich immer wieder.
BR-KLASSIK: Haben Sie ein musikalisches Elternhaus?
Mao Fujita: Nein, mein Vater ist Arzt und meine Mutter Krankenschwester, ich komme also aus einer Medizinerfamilie. Aber ich habe das Klavier gewählt und den Musikerberuf, und meine Eltern haben das akzeptiert und unterstützt. Dafür achte ich sie sehr und bin Ihnen so dankbar.
BR-KLASSIK: Kommen Ihre Eltern manchmal zu Ihren Konzerten?
Mao Fujita: Sie leben in Tokio, aber nächsten Monat kommen sie nach Los Angeles, wenn ich dort spiele. Es ist ein ziemlich weiter Weg, und ich freue mich sehr darüber.
Jeden Tag üben, das ist wichtig für mich.
BR-KLASSIK: Das BRSO ist eines der weltweit wichtigsten Orchester und Semyon Bychkov ein absolut gefragter Dirigent. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit?
Mao Fujita: Von der ersten Note, vom allerersten Takt an war ich schwer beeindruckt, wie wunderschön sie spielen. Bis zu meinem Einsatz sind es ungefähr ein, zwei Minuten, und ich habe in der ersten Probe wirklich gezweifelt, wie ich in diese Schönheit spielen soll. Aber sie sind absolut liebenswürdig und respektvoll, und es ist die reine Freude, mit ihnen zu spielen. Maestro Bychkov kennt mich bereits gut und hat großartige Ideen. Da gibt es nicht nur eine Sicht auf die Interpretation, sondern sehr viele Möglichkeiten für mich.
BR-KLASSIK: Vielen Dank für das Gespräch und genießen Sie die Zeit in München!
Mao Fujita: Ja, wenn ich Zeit habe, möchte ich vielleicht ins Deutsche Museum gehen, oder spazieren gehen. Aber sonst bleibe ich einfach von morgens bis nachmittags hier in der Isarphilharmonie, um zu üben. Jeden Tag üben, das ist wichtig für mich.
Das Gespräch führte Franziska Stürz für BR-KLASSIK.
BR-KLASSIK überträgt das Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks live aus der Isarphilharmonie in München: am 9. Februar ab 20:05 Uhr.
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