Ein Orchester feiert: Zum 100. schenkt die Staatsphilharmonie Nürnberg ihrem Publikum eine Festwoche. Höhepunkt: Die Uraufführung der 5. Sinfonie von Lera Auerbach mit Joana Mallwitz – live übertragen auf BR-KLASSIK.
Bildquelle: David Klumpp
1922 übernahm die Stadt Nürnberg das Opernorchester in kommunale Verantwortung und legte es mit einem privaten Symphonieorchester zusammen: Die Nürnberger Philharmoniker waren geboren. Heute als Staatsphilharmonie Nürnberg ist es das zweitgrößte Opernorchester Bayerns, sticht aber unter der Ägide von GMD Joana Mallwitz auch als versiertes Konzertorchester hervor.
Bildquelle: Simon Pauly Gefeiert wird mit einer Festwoche vom 9. bis 15. Oktober. Zum Start gibt sich das Orchester nahbar und lädt zu einem Familienprogramm mit "Instrumentenkarussell", musikalischem Glücksrad, kleinen Führungen hinter die Kulissen und Kinderschminken ins Opernhaus ein. Außerdem erfüllen Wandelkonzerte das ganze Haus mit Klängen. Am Montag hat dann die Junge Staatsphilharmonie ihren großen Auftritt. Das Jugendorchester wurde von Joana Mallwitz gegründet und gibt nun sein erstes Konzert unter der Leitung der Generalmusikdirektorin.
Am Mittwoch, den 12. Oktober, gehen die Orchestermusiker*innen dann zu den Menschen in die Stadt. Über die gesamte Altstadt verteilt präsentieren sie kleine Überraschungen, bevor zum Abschluss in der Ruine der Katharinenkirche die Ouvertüre der "Meistersinger von Nürnberg" erklingt – an dem Ort, an dem der erste Aufzug der Wagner-Oper spielt. Höhe- und Schlusspunkt der Festwoche ist dann das Philharmonische Konzert am 15. Oktober, für das die Staatsphilharmonie Nürnberg eigens eine Sinfonie bei der russisch-amerikanischen Komponistin Lera Auerbach in Auftrag gegeben hat. Das Festkonzert mit der Uraufführung der 5. Sinfonie "Paradise Lost" überträgt BR-KLASSIK live im Hörfunk und im Videostream.
Bildquelle: BR Neben dieser großartigen Weltneuheit, in der es um die biblische Urmutter Eva geht, tritt eine international gefeierte Sängerin als Solistin auf: Marlis Petersen hat ihre heutige Weltkarriere am Staatstheater Nürnberg begonnen und singt zum Jubiläum Werke von Richard Strauss. Ein Abend voll Musik, die perfekt die Orchester-DNA der Staatsphilharmonie Nürnberg widerspiegelt: 100 Jahre im Zeichen von Innovation und Tradition.
1922 wurden das Nürnberger Opernorchester und das privatwirtschaftlich organisierte Philharmonische Orchester fusioniert und in kommunale Trägerschaft übernommen. Erster Chefdirigent des neu formierten Städtischen Orchesters war Ferdinand Wagner, entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Klangkörpers in der Phase vor dem Zweiten Weltkrieg übten außerdem Bertil Wetzelsberger und Alfons Dressel aus. Eine Blütezeit erlebte das nunmehr so genannte "Philharmonische Orchester der Stadt Nürnberg" in der langen Amtszeit von GMD Hans Gierster von 1965 bis 1988. Er öffnete das Repertoire für die Musik der Avantgarde, leitete Uraufführungen etwa von Bernd Alois Zimmermann, György Ligeti, Klaus Huber oder Krzystof Penderecki. Gierster sorgte mit seiner Programmpolitik für eine überregionale Ausstrahlung des Theaters und seines Orchesters und nahm dafür große Widerstände des Publikums vor Ort in Kauf. Auf diese Art und Weise gelang es ihm, Nürnberg gegenüber München in den 1970er Jahren als offenes, experimentierfreudiges Opernhaus zu profilieren. Weitere prägende Chefdirigenten waren danach Christian Thielemann, Philippe Augin, Marcus Bosch und zuletzt die amtierende Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz. 2005 übernahm der Freistaat Bayern in einer gemeinsamen Stiftung mit der Stadt Nürnberg einen Teil der Finanzierung des Theaters. Seit dieser Zeit trägt das Orchester den Namen Staatsphilharmonie Nürnberg, dessen zentraler Namensbestandteil immer noch auf die Wurzeln im Philharmonischen Orchester zurückweist und auf 1922 als entscheidendes Jahr für den Aufschwung der Orchesterkultur in Nürnberg.
Kommentare (2)
Sonntag, 16.Oktober, 15:29 Uhr
Klaus Thiel
Festkonzert Nürnberg
"Nein, Herr: so kommt es nicht !" - singt der Komponist im Vorspiel der Oper "Ariadne auf Naxos".
Hätte man nicht an den Fingern abzählen können, dass ein derart opulentes Programm - mit zwei großen Pausen - nicht in 3 Stunden zu absolvieren ist ?
Es war ja gut so, wie es war - ich mag mir nach der großartigen "Salome"-Schlußszene mit der Petersen und Joana Mallwitz wirklich keinen Gershwin und nicht einmal die Blaue Donau vorstellen.
Samstag, 08.Oktober, 05:20 Uhr
Gabi Schulte
Musikauswahl
Zuviel moderne Musik und zuwenig Klassik, Barock und alte Musik. Höre nachts viel br Klassik zur Beruhigung.