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Ausstellung im Schönberg-Center Schönberg und Kraus – Wiener Rebellen

Satiriker Karl Kraus und Komponist Arnold Schönberg wurden beide vor 150 Jahren geboren. Beide waren zentrale Gestalten der Wiener Moderne. Nun werden sie mit einer gemeinsamen Schau im Wiener Schönberg-Center gewürdigt.

Der Komponist Arnold Schönberg. Photographie. 1922 | Bildquelle: picture-alliance / IMAGNO/Photoarchiv Setzer-Tschie | Franz Xaver Setzer

Bildquelle: picture-alliance / IMAGNO/Photoarchiv Setzer-Tschie | Franz Xaver Setzer

In Österreich steht ein Jahr der großen Komponisten-Jubiläen bevor. Es gibt den 200. Geburtstag von Anton Bruckner und den 150. Geburtstag von Arnold Schönberg. Das Wiener Arnold Schönberg Center widmet bis zum 10. Mai eine neue Ausstellung Schönberg und seiner Beziehung zu Karl Kraus. Der Komponist bewunderte den einflussreichen und zum Teil auch heftig umstrittenen Schriftsteller und Satiriker sehr.  

Rebellen der Wiener Szene

Arnold Schönberg und Karl Kraus waren die Rebellen der Wiener Kulturszene um die Jahrhundertwende und im frühen 20. Jahrhundert. Schönberg löste die Grenzen der Duo-Moll-Tonalität auf. Er war eine Schlüsselfigur der sogenannten Wiener Atonalen Schule. Er ist vor allem bekannt für seine Zwölftontechnik: seine Werke bestehen aus Reihen von zwölf Tönen der chromatischen Skala. Kein Ton darf sich innerhalb einer Reihe wiederholen.  

Das Schreckgespenst Arnold Schönberg 

ie Ausstellung "Arnold Schönberg & Karl Kraus" im Arnold Schönberg Center in Wien | Bildquelle: © Hertha Hurnaus Blick in die neue Ausstellung im Arnold Schönberg Center in Wien. | Bildquelle: © Hertha Hurnaus Therese Muxeneder ist die Kuratorin der Ausstellung "Arnold Schönberg & Karl Kraus". Sie sagt über den Komponisten Arnold Schönberg, dass er die Töne von ihren traditionellen Standards befreit hat und beschreibt ihn außerdem als "eine Symbolgestalt für das neue, das Innovative in der Musik." Für viele sei er aber auch ein Schreckgespenst gewesen. Er sagte von sich selbst: "Ich war der musikalische Bürgerschreck". 

Was Schönberg uns heute noch zu sagen hat  

Im Wiener Arnold Schönberg Center gibt es auch eine Originalaufnahme von 1931, in der Schönberg selbst spricht und über sich und seine Musik sagt: "Ich befinde mich in einer Minderheit, nicht nur gegenüber den Freunden leichter Musik, sondern auch gegenüber den Freunden ernster Musik. Neue Musik ist niemals von allem Anfang an schön. Sie wissen, dass Mozart, Beethoven und Wagner mit ihren Werken anfangs auf Widerstand stießen."

Ausstellung im Wiener Arnold Schönberg Center

Die Ausstellung "Arnold Schönberg & Karl Kraus" ist vom 17. Januar 2024 bis zum 10. Mai 2024 im Arnold Schönberg Center in Wien zu erleben. Alle Informationen dazu finden Sie hier.

Karl Kraus: Unruhestifter der Wiener Moderne

Die zweite Persönlichkeit der Ausstellung ist der Wiener Schriftsteller und Satiriker Karl Kraus. Er ist ebenso wie Schönberg 1874 geboren. Auch Kraus wurde geliebt und gehasst. Besonders groß war sein Einfluss durch seine selbst herausgebrachte Satirezeitschrift "Die Fackel". Kuratoerin Therese Muxeneder erzählt, dass Karl Kraus der größte Unruhestifter in Wien um 1900 war: "Ein unbestechlicher Geist, der schrieb, was er dachte." In seinen Texten richtete er sich gegen den Kommerz und die Bestechlichkeit der Medien. Und er dokumentierte kritisch den Aufstieg der Nationalsozialisten.  

Gegenseitigen Einfluss sichtbar machen

Öl auf Pappe: Arnold Schönberg malt Satire von Karl Kraus | Bildquelle: Belmont Music Publishers, Pacific Palisades, CA Arnold Schönberg komponierte nicht nur, sondern malte auch: Hier eine Satire von Karl Kraus. | Bildquelle: Belmont Music Publishers, Pacific Palisades, CA In der Ausstellung geht es um den Einfluss, den der Komponist und der Satiriker aufeinander ausübten. Therese Muxeneder erzählt, wie sich die beiden in Wiener Kaffeehäusern kennengelernt haben: "Im Café Imperial gab es 1889 einen Vorfall: Eine Gruppe von Theatermachern hat Kraus niedergeschlagen. Denn Karl Kraus hatte es gewagt, in "Der Fackel" abwertend über ein neues Stück zu sprechen". Muxender beschreibt, wie Schönberg Zeuge dieser Tat wurde. Er habe dann bei der Polizei und vor Gericht ausgesagt. In den Gesprächsprotokollen merke man, dass Kraus eine unglaubliche Instanz für Schönberg war, zu dem der Komponist aufblickte.  

Gesellschaft durch Kunst verändern

In der Ausstellung im Wiener Arnold Schönberg Center gibt es 115 Exponate: Fotografien, Gemälde, Musik- und Textmanuskripte und viele Briefe, die sich Kraus und Schönberg gegenseitig geschrieben haben. Kraus gab darin offen zu, dass er mit Schönbergs Musik nichts anfangen konnte. Doch er machte sich immer wieder für Schönberg stark in seinen Publikationen, denn er sah in Schönberg einen Mitstreiter beim Versuch, die Gesellschaft durch neue Kunst zu verändern. Aber es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit: Beide waren Juden. Arnold Schönberg emigrierte 1933 in die USA. Karl Kraus starb 1936 in Wien.

Sendung: "Allegro" am 18. Januar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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