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Herrliche Pflanzen kann man im Botanischen Garten in Augsburg bestaunen, aber auch herausragende Jazzstars erleben: Beim 32. Internationalen Jazzsommer Augsburg gibt es wieder hochkarätige Töne in unwiderstehlicher Atmosphäre.

Ab 03. Juli wird Tilman Herpichböhm sicher oft auf die Wetter-App schauen. Hält das Wetter? Wenn ja, wie lang? Wenn nein, wie stark wird der Regen? Dabei verbringt Herpichböhm beruflich nicht unbedingt viel Zeit im Freien, eher in dunklen Kellern oder auf Konzertbühnen. Er ist erfolgreicher Jazzschlagzeuger und als solcher in Deutschland und darüber hinaus unterwegs. Aber von 03. Juli bis 06. August 2024 ist er auch Festivalchef und bespielt eine der schönsten Openair-Bühnen, die es in Bayern gibt: den Rosenpavillon im Botanischen Garten in Augsburg.

Festivalchef Tilman Herpichböhm | Bildquelle: Herbert Heim Umrahmt von Rosenstöcken, etwas oberhalb eines kleinen Teiches, mitten in einer floralen Idylle liegt der überdachte Pavillon. Leicht ansteigend um ihn herum sind robuste Gartenstühle aufgestellt, nicht nur ein paar, sondern über 600. Hierher pilgern an allen Juli- und einem August-Mittwoch die Augsburger Jazzfans und Kulturinteressierten, um hochklassigen Jazz zu erleben, aber auch um das einmalige Jazzsommer-Feeling voll auszukosten. Von der Picknickdecke bis zum Schlafsack, vom Abendkleid bis zum Regenponcho, vom Sekt mit Erdbeeren über Mückenspray bis zum wärmenden Kamillentee - all das können hilfreiche und wertvolle Utensilien sein, wenn man den Jazzsommer besuchen möchte, denn alle Konzerte im Botanischen Garten finden, außer bei Unwetter, unter freiem Himmel statt.

Jazzsommer Augsburg - die Natur spielt mit

Saxophonist Walter Smith III, hier in einem Backsatg-Raum und am 17. Juli auf der Openair-Bühne im Botanischen Garten in Augsburg. | Bildquelle: Jati Lindsay Heiße Sommerabende mit quakenden Fröschen, zirpenden Grillen und zwitschernden Vögeln, die alle scheinbar mit den Jazzern mitimprovisieren wollen, kann man da erleben. Aber auch nasskalte, windig-matschige Gastspiele, bei denen man lieber die Zugabe auslässt, sind möglich. So oder so, der Jazzsommer in Augsburg ist immer ein Erlebnis, auch und nicht zuletzt musikalisch. Internationale Spitzenklasse gehört hier zur Tradition und so ist es auch wieder 2024 bei der 32. Ausgabe. Das Festival eröffnen wird der französische Sopransaxophonist Émile Parisien mit seinem Quartett (03.07.). Er hat seinen prägenden Sound an dem hohen Sopransaxophon gefunden und ist ein Spezialist für dieses nicht ganz so oft gespielte Instrument. Ein hohes Holzblasinstrument spielt auch Komponistin Rebecca Trescher. Die Klarinettistin ist mit ihrem herausragenden Tentett auch beim Jazzsommer zu Gast (11.07., außnahmsweise ein Donnerstag), ebenso wie der israelische Pianist Omer Klein und sein Trio (06.08., außnahmsweise ein Dienstag) und die in Brooklyn lebende Schweizer Pianistin Sylvie Courvoursir und ihr aktuelles Ensemble "Chimaera" (24.07.). Die amerikanische Kultband "The Bad Plus" (31.07.) von Bassist Reed Anderson und Schlagzeuger Dave King wird in der neuen Besetzung mit Saxophonist Chris Speed und Gitarrist Ben Monder zu erleben sein und mit Spannung erwartet wird das Gastspiel des New Yorker Saxophonisten Walter Smith III. Er zählt zu den heute angesagten Jazzern weltweit und wird mit einer fabelhaften Band im Botanischen Garten zu hören sein (17.07.).

Samstags ausgezeichneter Jazz in der Innenstadt

Der Botanische Garten mit seiner besonderen Atmosphäre ist aber nicht der einzige Spielort des Jazzsommers. In der Augsburger Innenstadt, zwischen Königsplatz und Maximilianstraße, im Brunnenhof im Zeughaus finden immer samstags Konzerte statt mit aufsehenerregenden Bands der deutschen und europäischen Szene.

Saxophonistin Nora Kamm | Bildquelle: Matthieu Hoarau Die kroatische Cellistin Asja Valčić verbindet seit Jahren schon zusammen mit dem österreichischen Akkordeonisten Klaus Paier die Klänge des Jazz, der Klassik und etwa des Tango miteinander, immer auf höchstem Niveau und immer mit großem Gespür für ein intensives Miteinander (20.07.). An dem etwas kleineren Spielort zeigt sich ganz besonders das programmplanerische Händchen von Festivalchef Tilman Herpichböhm: Jung, modern und außergewöhnlich sind die Gruppen, die hier zu hören sind. Etwa das Quartett der gebürtigen Frankfurter Saxophonistin Nora Kamm (03.08.), die seit einiger Zeit in der hippen Londoner Jazzszene kräftig mitmischt oder das Ensemble der in Berlin lebenden Sängerin Mirna Bogdanovic. Das Album "Awake" von der in Sarajewo geborene Jazzerin wurde im April mit beim Deutschen Jazzpreis als "Album des Jahres" ausgezeichnet (27.07.).

Hören wir Gutes - live in Augsburg

Im Vorfeld dieses Konzertes am 27. Juli wird das Dreiergespann aus der BR-KLASSIK-Jazzredaktion, Beate Sampson, Roland Spiegel und Ulrich Habersetzer, zum zweiten Mal das preisgekrönte Format "Hören wir Gutes und reden darüber" live auf der Bühne präsentieren. Die drei überraschen sich und die Zuhörenden im Brunnenhof mit neuen Jazzalben - ein Talk über Töne.
Ab 03. Juli heißt es also in Augsburg und Umgebung: Wetter-App checken, entsprechend kleiden und dann hochkarätigen Jazz in herrlicher Atmosphäre genießen.

Sendung: "Leporello" am 03. Juli 204 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK