Trotz einer Zemlinsky-Renaissance in den späten 1970er-Jahren wird der Markt nicht gerade mit Aufnahmen seiner Werke überschwemmt. In den letzten 50 Jahren wurden nur rund 20 CDs mit der Lyrischen Symphonie, uraufgeführt 1924 in Prag, veröffentlicht. Auch im Internet ist die Ausbeute überschaubar. Dabei gehört sie zu den wichtigsten Kompositionen Alexander Zemlinskys – ein vielschichtiges und klanglich raffiniertes Werk. Einen ersten Eindruck von dieser großartigen Musik kann man sich hier verschaffen.
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Die für mich derzeit empfehlenswerteste Aufnahme der Lyrischen Symphonie ist auch online verfügbar. Unter der Leitung von Christoph Eschenbach spielt das Orchestre de Paris so farbenreich wie transparent und erzeugt trotz der außergewöhnlich langsamen Tempi Hochspannung. Die Sopranistin Christine Schäfer und der Bariton Matthias Goerne liefern beide sowohl musikalisch als auch angesichts der Gestaltung ihrer Gesangsparts eine Spitzenleistung ab.
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Lyrische Symphonie (Lyric Symphony) , Op. 18: I. Ich bin friedlos -
Von Alexander Liebreich stammt die derzeit jüngste CD-Einspielung der Lyrischen Symphonie. Die ist allerdings auch schon fünf Jahre alt. Einige Jahre jünger ist der hier vorgestellte Video-Mitschnitt eines Konzerts aus dem Prager Rudolfinum mit dem Symphonieorchester des Tschechischen Rundfunks unter Liebreichs Leitung. Während die CD-Einspielung mit dem Nationalen Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks durch ihre eher kühl distanzierte Interpretation auffällt, wirkt das Konzert mit den Tschechen intensiver, leidenschaftlicher und für mich damit letztlich überzeugender. Die Sopranistin Johanna Winkel, die bereits in der älteren Studioaufnahme mitwirkte, gerät zwar in der Live-Situation noch öfter an ihre Grenzen. Dafür überzeugt der Bassbariton Adam Plachetka trotz seiner eigentlich für diese Partie zu tiefen Stimme mit souveräner Musikalität.
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Alexander Zemlinsky: Lyric Symphony
Es ist bedauerlich, dass vom Klangmagier Kirill Petrenko bisher keine Einspielung der Lyrischen Symphonie vorliegt. Denn offenbar liegt ihm das Werk am Herzen. Jedenfalls hat er es bereits mehrfach aufgeführt. Den Mitschnitt eines dieser Konzerte mit der Staatskapelle Berlin und den wunderbaren Sängern Maria Bengtson und Bo Skovhus gibt es online zu hören. Zu sehen ist dabei nicht der Videomitschnitt des Konzerts, sondern eine mitlaufende Partitur – empfehlenswert für alle Klang-Alchemisten, die genau wissen wollen, woraus Zemlinskys Magie gemacht ist.
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Alexander von Zemlinsky - Lyrische Symphonie, Op. 18
Zweimal hat der als Experte für zeitgenössisches Repertoire bekannte Michael Gielen die Lyrische Symphonie von Alexander Zemlinsky aufgenommen. Nach dem ersten Live-Mitschnitt kehrt er auch in dieser 1994 entstandenen Studioaufnahme die Modernität des Werks heraus und erzielt mit rasanten Tempi und zupackender Dynamik eine eindrucksvolle Intensität. Das Symphonieorchester des SWR folgt seiner Auffassung mit Hingabe. Ebenso wie die Sopranistin Vlatka Oršanić und der Bariton James Johnson, und zwar beide auf einem überdurchschnittlichen Niveau.
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Alexander Zemlinsky Lyric Symphony - Michael Gielen 1994
Keine weitere Fassung der Lyrischen Symphonie von Alexander Zemlinsky, sondern eine so aufschlussreiche wie berührende Zwei-Minuten-Werkeinführung durch den Bariton Thomas Hampson.
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Thomas Hampson on Zemlinsky's Lyric Symphony
Das Münchner Rundfunkorchester spielt die "Lyrische Symphonie" von Alexander Zemlinsky am 21. April 2024 um 19 Uhr im Münchner Prinzregententheater. Den Sopranpart übernimmt Marlis Petersen, den des Bassbaritons Milan Siljanov. Es dirigiert Patrick Hahn. BR-KLASSIK überträgt das Sonntagskonzert live.
Sendung: "Interpretationen im Vergleich" am 16. April 2024 ab 20.05 Uhr auf BR-KLASSIK.
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