Ein Komponist fürs Leben: Schon als Teenager dirigierte Alondra de la Parra Musik von Johannes Brahms. Jetzt tritt die Mexikanerin bei den Tutzinger Brahmstagen auf, gemeinsam mit den Münchner Symphonikern.
Bildquelle: © Oscar Turco
"Brahms begleitet mich wie ein Freund"
Interview mit der Dirigentin Alondra de la Parra
Alondra de la Parra steht auf einem Podest mitten im See, die Arme um den Körper geschlungen, den Dirigierstab in der Hand, während der Wind durch das Schilf fährt. Mit diesem poetischen Foto präsentiert sich die mexikanische Dirigentin auf ihrer Homepage. Das Bild sagt für sie viel aus über ihre Rolle vor dem Orchester: "In gewisser Weise bin ich alleine. Aber ich bin auch umgeben von Schönheit", erzählt sie im Gespräch mit BR-KLASSIK. "Diese Schönheit steckt in den Menschen, mit denen ich arbeite, und in ihrer Vorstellungskraft."
Die Menschen, mit denen sie derzeit arbeitet, sind die Musikerinnen und Musiker der Münchner Symphoniker. Bei den Tutzinger Brahmstagen werden sie gemeinsam Symphonien von Antonín Dvořák und Johannes Brahms aufführen. Gerade zu Brahms hat Alondra de la Parra eine besondere Verbindung. "Brahms ist wie ein Freund, der mich von Anfang an begleitet hat."
Brahms' Musik hat von Anfang an was mit mir gemacht.
Als sie als 19-Jährige erstmals in Buenos Aires ein Profi-Orchester dirigierte, standen die Haydn-Variationen von Brahms auf dem Programm. "Brahms' Musik hat von Anfang an was mit mir gemacht, mit meinem Körper, mit meinem Herz." Auch als sie in der Dirigierklasse bei Kurt Masur studierte, lag der Schwerpunkt auf den Werken von Mendelssohn, Schubert und Brahms. "Das war für mich das tägliche Brot meiner Ausbildung." Nun, als Gastdirigentin bei den Münchner Symphonikern, entdeckt sie wieder eine neue Sprache zwischen sich und dem Komponisten.
9., 16., 23. und 30. Oktober 2022, jeweils 18:00 Uhr
Kirche St. Joseph, Tutzing
Münchner Symphoniker, Alondra de la Parra (Leitung)
Symphonien von Dvořák und Brahms
Hier finden Sie weitere Informationen zu den einzelnen Konzerten
Alondra de la Parra wurde in Mexiko in einer musikalischen Familie groß. Heute ist sie als Dirigentin international erfolgreich. | Bildquelle: © Leonardo Manzo Alondra de la Parra kam in New York zur Welt, zog aber als Kleinkind mit ihrer Familie nach Mexiko. Dort begann sie früh, Klavier zu spielen. "Bei uns Zuhause waren überall Partituren, Bücher über Musik, Schallplatten mit Sinfonien", erinnert sich die 41-Jährige. Kunst und Musik waren ihr normales "Ökosystem", schmunzelt sie. "Ich erinnere mich, wie wir am Essenstisch saßen, mit meinen Großeltern, meinen Cousinen und Cousins, Tanten und Onkel. Da wurden immer Geschichten erzählt. Die eine Hälfte war wahr, die andere spontan erfunden. Und in meiner Familie mütterlicherseits wurde immer Klavier oder Gitarre gespielt und gesungen."
Dass Alondra de la Parra ihren Weg als Dirigentin gegangen ist, verdankt sie auch ihrer Großmutter Yolanda Vargas Dulché. "Sie war eine unglaubliche Schriftstellerin und hatte einen sehr starken Willen. Zu erleben, wie sie ihren Weg gegangen ist, ihre Träume verwirklicht hat – das war sicher ein Vorbild für mich."
Frauen am Dirigierpult sind selten - immer noch. Auf die wenigen, die es gibt, schaut das Publikum besonders genau. Wie Alondra de la Parra damit umgeht, lesen Sie hier.
Mit 23 Jahren gründete Alondra de la Parra ein eigenes Orchester: das Philharmonic Orchestra of the Americas (POA). Damit wollte sie die Arbeit junger Solist*innen und Komponist*innen in Nord- und Südamerika fördern. In Australien war sie zwei Jahre lang Chefdirigentin des Queensland Symphony Orchestra. Inzwischen ist Alondra de la Parra bei renommierten Orchestern weltweit zu Gast.
Sendung: "Allegro" am 14. Oktober 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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