Er gehörte zu den großen Cellisten seiner Generation: Antonio Meneses. Jetzt ist der Brasilianer, der unter anderem im Beaux Arts Trio spielte und 1. Preisträger beim ARD-Musikwettbewerb war, im Alter von 66 Jahren gestorben.
Bildquelle: Marco Borggreve
Antonio Meneses ist mit nur 66 Jahren gestorben. Der brasilianische Cellist gehörte zu den gefragtesten Solisten und Kammermusikern seiner Generation. Er spielte mit den großen Orchestern, arbeitete mit Dirigenten wie Claudio Abbado, Herbert Blomstedt, Mariss Jansons oder Herbert von Karajan. Als Kammermusiker war er von 1998 bis 2008 Teil des großen Beaux Arts Trio, trat aber auch im Duo mit Menahem Pressler auf. Auch Maria João Pires war eine Kammermusikpartnerin von ihm.
"Ich bin dann zu Antonio Meneses nach Basel gefahren. Wir haben uns zwei Tage lang hingesetzt und alles durchgespielt. Er ist ein wunderbarer Mensch und Musiker. Ich habe sofort ein Gefühl gehabt, dass wir irgendwie musikalisch auf einer Wellenlänge sind", erzählt Daniel Hope über seine erste Begegnung mit Meneses im Interview mit BR-KLASSIK. Meneses sollte damals im Auftrag von Menahem Pressler prüfen, ob der junge Hope sich als Geiger im renommierten Beaux Arts Trio eigne. Meneses habe Pressler nach dieser ersten Begegnung gesagt: "Ich glaube, der schafft es."
Antonio Meneses (links) im Beaux Arts Trio. | Bildquelle: © Marco Borggreve Die Musik war seit frühester Kindheit präsent für ihn. 1957 wird er in Recife in Brasilien geboren, als ältester von fünf Brüdern. Alle spielten ein Streichinstrument. Aufgewachsen in Rio de Janeiro, zog er schon mit 16 Jahren nach Europa, um dort beim italienischen Cellisten Antonio Janigro zu studieren. Frühe Erfolge feierte er, als er 1977 den 1. Preis beim ARD-Musikwettbewerb gewann, 1982 folgte die Goldmedaille beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau.
Neben intensiver Konzerttätigkeit spielte er auch einige bedeutende Aufnahmen ein. Das Gesamtwerk für Cello von Heitor Villa-Lobos sticht hier heraus, auch weil Meneses sich sein musikalisches Leben lang für die brasilianische Musik einsetzte. 2017 lud Meneses auch den brasilianischen Musiker und Komponisten André Mehmari ein, gemeinsam eine CD zu Meneses' 60. Geburtstag zu produzieren. Darauf zu hören: klassische Musik und brasilianische Popmusik. 2023 veröffentlichte er eine Aufnahme der Cellokonzerte von Villa-Lobos mit dem Sao Paulo Symphony Orchestra. Zudem gab er immer wieder Werke bei brasilianischen Komponierenden in Auftrag.
Als Lehrer war er gefragt, gab Masterklassen auf der ganzen Welt und war bis 2023 Professor in Bern. Am 3. August 2024 starb Antonio Meneses an einem Gehirntumor in Basel.
Sendung: "Allegro" am 5. August ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Dienstag, 06.August, 15:04 Uhr
Trappe
Ein ganz Großer!
Meneses habe ich einst entdeckt, als ich eine Aufnahme mit Don Quixotte unter Karajan mit den Berliner Philharmonikern hörte. Ein so unglaublicher Ton, erstklassige Bogentechnik und welch ein Musiker. Leider spielte er solistisch viel zu selten, denn er hätte zu Recht an der Weltspitze neben Cellisten wie Yo-Yo Ma, Maisky, Truls Mork oder Jiang Wang gestanden. Für mich tat er dies auch so, wenn auch eben er leider zu selten solistisch konzertierte.