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Maria João Pires zum 80. Geburtstag Bescheidene Ausnahme-Pianistin

Selbstdarstellung ist ihr fremd. Ihre Kunst begreift sie als Geschenk – für das Publikum, aber auch für sich selbst: Die Portugiesin Maria João Pires ist eine der großen Pianistinnen unserer Zeit. Jetzt wird sie 80 Jahre alt.

Maria João Pires | Bildquelle: Felix Broede

Bildquelle: Felix Broede

Musik von Wolfgang Amadeus Mozart hat Maria João Pires schon als Kind gespielt: "Eine dieser leichten Sonaten. Ich war vielleicht vier oder fünf Jahre alt." Ein bestimmtes Mozart-Bild hat sie nie vor Augen gehabt. Obwohl sie den berühmten Komponisten gern mal getroffen hätte, wie sie im Interview mit BR-KLASSIK erzählt. Aber ob sie Mozart was gefragt hätte? Eher nicht: "Das Beste wäre, keine Fragen zu stellen, sondern nur zuzuschauen, zuzuhören – und ihn aus der Nähe zu fühlen."

Liebenswerte Poetin am Klavier: Maria João Pires

Maria João Pires nach einem Konzert in der Laeiszhalle in Hamburg am 9. Mai 2014 | Bildquelle: picture-alliance/dpa Maria João Pires nach einem Konzert in der Laeiszhalle in Hamburg, 2014. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Maria João Pires und die Musik – das ist eine Einheit, die einfach da ist. Auch wenn nicht alles geht: "Ich habe eine große Liebe zu Brahms, aber ich kann ihn nicht spielen. Meine Hände sind zu klein. Ich würde wahnsinnig gerne. Aber das ist halt so." Es ist dieser positive Fatalismus, der Maria João Pires so liebenswert macht. Sie ist bereit, alles anzunehmen, was ihr widerfährt. Und sich zu wundern an der Welt und ihren vielen Möglichkeiten.

Als ganz junge Pianistin ist sie in den 1960er Jahren nach München gekommen – und wusste nicht recht, wie ihr geschah: "Ich wollte eigentlich Medizin studieren und hatte in Lissabon schon damit angefangen. Es war in der Diktatur, und ich habe nie geglaubt, dass ich dieses Stipendium bekommen würde. Ich habe nicht geglaubt, dass ich einen Pass bekommen würde, ich habe bis heute nicht verstanden, warum."

Liedbegleitung war ihr Traum

Die große Solokarriere hat Maria João Pires nie angestrebt. Liedbegleitung war ihr Traum, mit einem Sänger etwas aufzubauen. "Aber das ist halt nie passiert. Das sind die Sachen im Leben, die man nicht beeinflussen kann." Trotz ihrer kleinen Hände kann Pires schon mal die große Pranke ausfahren und beeindruckend über die Tasten donnern. In die Nachtwelten von Schubert und Chopin holt sie uns mit ihren intensiv leuchtenden Glitzerkaskaden in hundert dynamischen Abstufungen. Eine Poetin am Klavier. Oft spielt Maria João Pires mit geschlossenen Augen: "Wir brauchen keine Augen, um Musik zu hören. Es ist ja alles da. Wir müssen nur zuhören. Dadurch können wir alle Türen öffnen."

Wir brauchen keine Augen, um Musik zu hören.
Maria João Pires

Mit Mozart zu Gast beim BRSO

Maria João Pires | Bildquelle: © Felix Broede / Deutsche Grammophon Maria João Pires wurde am 23. Juli 1944 in Lissabon geboren. | Bildquelle: © Felix Broede / Deutsche Grammophon Maria João Pires hat Weltkarriere gemacht, ohne großen Plan. Vor allem ihrer Kinder wegen hat sie auch immer wieder mal aufgehört zu konzertieren. Vor kurzem war sie beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu Gast – mit Mozarts Jenamy-Konzert.

Am 23. Juli feiert die Ausnahme-Pianistin ihren 80. Geburtstag. Würde sie was anders machen, wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte? "Es würde wahrscheinlich nichts nützen. Vielleicht, wenn man Menschen verletzt hat, unbewusst … Aber das hätte ich auch nicht geändert, weil das zu meinem Leben gehört. Und es gehört dazu, dass wir lernen. Hätte ich das nie gemacht, hätte ich auch nie gelernt, wie man das nicht macht."

Sendung: "Allegro" am 23. Juli 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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BR-Symphonieorchester

Mit Giovanni Antonini und Maria João Pires

Ende Juli wird sie 80, und zuvor kehrt sie zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zurück: die portugiesische Pianistin Maria João Pires. Schon als Kind hat sie Klavierkonzerte von Mozart lieben gelernt - nun spielt sie eines der frühen, unerklärlich reifen Meisterwerke des 21-jährigen Mozart: Das Es-Dur-Klavierkonzert KV 271 ist das letzte der Salzburger Periode und, weil für die Pianistin Louise Victoire Jenamy entstanden, nach dieser benannt. Vieles ist neu an diesem populären Werk, nicht nur der unmittelbare Klaviereinsatz gleich nach einem kurzen Orchesterschlenker. Es ist vor allem der tiefgründige Charakter des c-Moll-Andantinos, dem ersten Konzertsatz Mozarts in einer Moll-Tonart, der Staunen macht. "O Mozart, unsterblicher Mozart, wie viele o wie unendlich viele wohltätige Abdrücke eines lichten bessern Lebens hast du in unsere Seelen geprägt" - das hat der 19-jährige Franz Schubert 1816 seinem Tagebuch anvertraut, kurz bevor er seine Fünfte Sinfonie schrieb, die man wegen ihrer Anmut, Schwerelosigkeit und Eleganz ohne weiteres als Mozart-Hommage bezeichnen kann. Mit dieser und der Vierten Sinfonie setzt der Mailänder Originalklang-Spezialist Giovanni Antonini den von John Eliot Gardiner und Antonello Manacorda begonnenen Schubert-Zyklus beim BRSO fort. Dass Schubert seiner Vierten den Beinamen "Tragische" gab, erschien schon den Zeitgenossen etwas hochgegriffen, wendet sich die Grundtonart c-Moll doch schon im Kopfsatz zum befreienden C-Dur. Der junge Schubert wollte sich eben auch im tragischen Genre ausprobieren, und hörenswert ist diese frühe Talentprobe in der Beethoven-Nachfolge allemal.

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