Ein hochklassiger Wettbewerb geht zu Ende. Und die Londoner haben das Rennen gemacht: Das Barbican Quartet gewinnt den ARD-Wettbewerb in der Kategorie Streichquartett. Das Publikum favorisierte jedoch ein anderes Ensemble.
Bildquelle: Daniel Delang
Als Clive Greensmith, Vorsitzender der Jury im Fach Streichquartett beim ARD-Musikwettbewerb die Preise bekannt gab, hatten rund einhundert Zuörerinnen und Zuhörer im Prinzregententheater schon gut eine Stunde ausgeharrt. So spannend war das Finale, dass die Jurorinnen und Juroren lange diskutieren musste. Und dass viele der Kammermusikfans sofort erfahren wollten, wie das Kopf-an-Kopf-Rennen der drei Final-Ensembles ausgehen würde. Letztlich: zugunsten des Londoner Barbican Quartets.
"Oh Gott, es ist wahr", staunte die zweite Geigerin Kate Maloney. Und Cellistin Yoanna Prodanova witzelte kokett, das sei wohl das verspätete Geschenk zu Kates Geburtstag vor ein paar Tagen. Seit Beginn des Wettbewerbs im Fach Streichquartett hatte sich das Barbican Runde für Runde gesteigert. Im Finale wählten die Vier aus London dann ein sehr cleveres Programm. Neben dem Pflichtstück von Bartók entschieden sie sich für eines der vitalen, mittleren Streichquartette von Beethoven. Die Verknüpfung von Melodieseligkeit und federnden Beats war ihr Ticket zum Wettbewerbsgewinn.
Oh Gott, es ist wahr
Ins Finale als erstes gestartet war das Chaos String Quartet. Das Ensemble aus Wien hatte in den ersten zwei Runden des Wettbewerbs mit selten gespielten Werken von Henri Dutillieux und György Ligeti für Furore gesorgt. Im Semifinale gelang ihnen aber der geforderte Mozart nicht auf ähnlichem Niveau. So standen sie nun im Finale unter Druck. Zu sehr, um das ausgewählte, hochanspruchsvolle Beethoven-Spätwerk op 130 wirklich zufriedenstellend zu meistern. Zwar gelangen einige schöne Momente dieser entrückten, weltabgewandten Musik, aber es fehlte insgesamt die Gelassenheit für die feineren Schattierungen.
Es sei halt so wie es sei, kommentierte die Geigerin Eszter Kruchió die Wettbewerbsleistung ihres Ensembles und musste dabei dann doch die Tränen zurückhalten, trotz des gewonnenen dritten Preises. So seien eben Wettbewerbe, tröstete Bas Jongen, ihr Cellokollege im Chaos String Quartet. Mal laufe es besser, mal weniger ideal.
Wir freuen uns vor allem über den Publikumspreis
Mehr freuen konnten sich die vier Japanerinnen und Japaner des Quartet Integra. Denn neben dem zweiten gab es für sie auch noch den Publikumspreis. "Wir sind froh, dass wir hier im Finale spielen konnten,", so Geigerin Kyoko Misawa. "Und wir freuen uns vor allem über den Publikumspreis." Das Quartet Integra hatte Beethovens op. 131 gewählt. In traumwandlerischer Gratwanderung zwischen verschatteten Tönen und aufblitzendem, feurigem Temperament hatten die Vier das Werk ausgelotet und am Ende des Finales zu Recht enthusiastischen Applaus geerntet.
Sendung: "Allegro" am 12. September ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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