Während die Flöten schon vor dem Finale stehen, ist im Fach Klavier noch alles offen: Gerade liefern sich 12 Kandidatinnen und Kandidaten beim 2. Durchgang des ARD-Wettbewerbs ein Rennen um den Einzug ins Semifinale. Wettbewerbsreporter Gino Thanner konnte schon die ersten Favoriten ausmachen.
Bildquelle: Birkenholz
Dieser Klaps war vielleicht seine Eintrittskarte für den zweiten Durchgang: Jonas Stark aus dem Saarland schlägt mit der flachen Hand gegen die Seite des Konzertflügels im Studio 1 des Bayerischen Rundfunks. Ein Detail, das so wirklich in den Noten steht: den elf Humoresken von Jörg Widmann. Ein zeitgenössisches Stück, das sich viele Pianistinnen und Pianisten für den Wettbewerb ausgesucht haben.
Wie das mit dem Schlag möglichst schmerzfrei geht, dafür hat Jonas Stark keinen Tipp – dafür aber für den besten Klang. Jeder Flügel habe eine andere Stelle, an der das Holz außen am besten klinge. "Das muss man dann einfach ausprobieren."
Neben Widmann mussten die Pianistinnen und Pianisten mit Chopin, Bach und Scarlatti antreten. Die Profis im Publikum lauschen übrigens am liebsten links im Saal. Schließlich hat man hier einen besseren Blick auf die Pianisten-Hände. Wobei rechts zu sitzen auch ganz spannend sein kann: weil man die Gesichter der Teilnehmenden sieht.
Bei der chinesischen Kandidatin Liya Wang gab’s zum Beispiel große Emotionen. Ein "magischer Ort" sei der ARD-Wettbewerb für sie. "Ich liebe München und dieser Wettbewerb fühlt sich für mich an wie Verliebtsein."
Dieser Wettbewerb fühlt sich an wie Verliebtsein
Verliebt war auch das Publikum – und zwar in die Interpretationen von Liya Wang. Zusammen mit elf anderen Pianistinnen und Pianisten spielt sie jetzt im zweiten Durchgang um den Einzug ins Semifinale. Musik von Albeniz, Brahms und eine Beethoven-Sonate steht auf dem Programm.
Ragna Schirmer, Jurorin beim ARD-Musikwettbewerb im Fach Klavier | Bildquelle: © Robert Dämmig
Wenn nicht eine Fliege dazwischenkommt: Ein kleiner geflügelter Störenfried sorgte am Dienstag dafür, dass ein Kandidat erst etwas später wieder an die Tasten konnte. Das ist Zhora Sargsyan aus Armenien zwar nicht passiert, aber nervös war er schon ein bisschen. Gehört auch dazu, wenn man gut spielen will, sagt er. Nur das Wort Lampenfieber mag er nicht so wirklich. "Die Lampen machen Fieber, wenn sie so wie heute auf mein Gesicht strahlen, wie noch nie in meinem Leben. Da hab ich Fieber gekriegt!"
Wer in der Jury sitzt, das hat sich Zhora Sargsyan nur ganz flüchtig vor dem Wettbewerb angeguckt. Er konzentriert sich lieber auf sich selbst. Für die Pianistin und Jurorin Ragna Schirmer ist dieser Punkt auch ganz wichtig: Den Wettbewerbsgedanken umzuwandeln in den Musikgedanken.
In erster Linie interessiere sie das Sendungsbewusstsein der jungen Musikerinnen und Musiker, sagt Schirmer. "Und wenn ich das spüre bei einem Kandidaten, dann hat er bei mir schon mal einen großen Pluspunkt."
Wer genügend Pluspunkte gesammelt hat, darf am Freitag beim Semifinale im Prinzregententheater sein Können unter Beweis stellen. Fliegen dann aber bitte draußen bleiben – also die Tiere, nicht der Teil der Abendgarderobe versteht sich.
Sendung: "Leporello" am 7. September ab 16:00 Uhr auf BR-KLASSIK
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