Auch eine Woche vor Beginn der Bayreuther Festspiele sind nicht alle Vorstellungen ausverkauft. Ein Grund: die hohen Ticketpreise. Jetzt stellt die künstlerische Leiterin der Festspiele, Katharina Wagner, gegenüber dem Nordbayerischen Kurier klar: Sie habe eine Vorgabe umgesetzt, vor der sie allerdings "mehrfach gewarnt" habe.
Bildquelle: Enrico Nawrath
Am 25. Juli starten wie jedes Jahr die Bayreuther Festspiele. Und am Dienstag, sieben Tage vor Festspielbeginn, sind noch nicht alle Vorstellungen ausverkauft. Ein möglicher Grund: dieses Jahr wurden die Ticketpreise angehoben. Die meisten Karten kosten über 200 Euro, in den vorderen Reihen bis zu 460 Euro. Katharina Wagner begründete in einem Interview mit dem Nordbayerischen Kurier diese Preissteigerungen mit einer Vorgabe, die "inflationsbedingten Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben". Sie selber habe mehrfach davor gewarnt, so Wagner weiter.
"Die nicht ausverkauften Bayreuther Festspiele sind und sollen eine Warnung sein für alle Operntheater", sagt Ioan Holender. Außerdem kritisiert der ehemalige Direktor der Wiener Staatsoper die Festspiele in Sachen Dirigenten- und Sängerbesetzungen. Wie Katharina Wagner darauf reagiert, lesen Sie hier.
Bis 2025 läuft ihr Vertrags als Festspielleiterin: Katharina Wagner, Ur-Enkelin von Richard Wagner. | Bildquelle: picture alliance/Nicolas Armer/dpa Katharina Wagner rechnet aber weiterhin mit ausverkauften Festspielen. Dass es noch Karten gebe, sei auch "späten Vertriebsmaßnahmen" geschuldet. Der "Ring"-Zyklus sei für viele Interessenten deshalb nicht mehr buchbar gewesen, "da hierfür eine ganze Woche Aufenthalt in Bayreuth vonnöten ist und die Urlaubsplanungen zu einem so späten Zeitpunkt in der Regel bereits abgeschlossen sind".
Katharina Wagner hat sich dafür ausgesprochen, Ticketbestellungen für die Bayreuther Festspiele zu vereinfachen. "Das Bestellverfahren sollte so einfach wie möglich gestaltet werden", sagte die Festspiel-Intendantin der Deutschen Presse-Agentur. "Kunden entscheiden sich heute deutlich kurzfristiger, dies sehen wir auch an den jährlich steigenden Zahlen der Käufe im Rahmen unseres Online-Sofortkaufes."
Bislang ist dieser Online-Sofortkauf erst der zweite Schritt. Vorher können Tickets über ein Bestellformular angefordert werden, und die Mäzene der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth haben ein Vorkaufsrecht. Diese hatten in diesem Jahr nach Angaben Wagners Zusagen so spät bekommen, dass viele die Karten zurückgaben. Dies sei nun auch ein Grund dafür, dass es eine Woche vor Festspielstart noch Tickets gebe.
Katharina Wagner bemängelt außerdem das Fehlen einer Marketingabteilung auf dem Grünen Hügel. Gerade Marketing sei in der heutigen Zeit "ein probates und wichtiges Mittel". Deshalb fordert Wagner auch Veränderungen von Strukturen - eine Maßnahme, die sie an eine mögliche Vertragsverlängerung geknüpft habe. Aktuell läuft ihr Vertrag als Festspielleiterin bis 2025.
Am 25. Juli starten die Bayreuther Festspiele mit der Premiere des Bühnenweihfestspiels "Parsifal" von Richard Wagner. BR-KLASSIK überträgt live aus dem Festspielhaus ab 15:05 Uhr.
Sendung: "Leporello" am 18. Juli 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (7)
Sonntag, 23.Juli, 01:27 Uhr
Cedomir Bogoszavliev
Der grund ist Regietheater
Der grund ist nicht der preis( siehe Salzburg) sondern die blode inszenirungen
Donnerstag, 20.Juli, 21:14 Uhr
trappe
TFF?
Und welche Argumente oder solche, die Sie als solche erachten, führen Sie an:
Schnelle Fähigkeit einer Umbesetzung, Frauen am Pult und barrierefreie Angebote?
Ist dies Ihr Ernst? -
Ja, die Welt ist ja so schön und dreht sich weiter... Schön, dass Sie leicht und einfach zufrieden zu stellen sind. Dem Ansatz aller Vor-Kommentatorenentzieht geht wohl eine anderes Verständnis voraus.
Donnerstag, 20.Juli, 11:59 Uhr
TFF
Bravo der Leitung und dem Team!
Die ständige Kritik und das Nörgeln gehört schon zum Programm dazu. Immer schon wurden Künstler auf dem Hügel vermisst und die Besetzungen bemängelt (gähn).
Dass es aktuell der Leitung gelingt, Ausfälle zügig um zu besetzen, dass es offensichtlich einen Bayreuther Ensemblegeist gibt aus dem heraus Einspringer gefunden werden, dass es Frauen am Pult gibt und neue Impulse (AR Reality) gesetzt werden, dass es diverser und barrierefreiere, transparentere Angebote gibt, wird dabei einfach ausgeblendet. Bravo an das Team und die Leitung, keine einfache Aufgabe heute bei der Komplexität. So wie der Fußball viele Trainer hat, hat auch Bayreuth eben viele Fans, die meinen zu wissen, wie es (noch) besser geht. Business as usuell - bald gehts los….
Mittwoch, 19.Juli, 06:45 Uhr
meier
Genau, Ausreden.
Ausreden über Ausreden, dabei ist doch völlig klar, wo die Probleme liegen: Mangelnde Qualität und zunehmende Austauschbarkeit. Ohne Not zerschlägt man gewachsene Strukturen in den musikalischen Abteilungen, vergrault verdiente und erstklassige Musiker (Thielemann ist nur die Spitze des Eisbergs) und degradiert nun auch in Bayreuth die Musik zur reinen Untermalung fragwürdiger Regieversuche. Übrigens das Gegenteil von Barrierefreiheit, wenn es um das Erschließen neuen Publikums geht. Da können treue Hofberichterstatter wie Brüggemann oder Brug noch so oft versuchen, jegliche Kritik an Katharina Wagners Kurs als lächerliches Gemecker von alten, weißen Männern zu diskreditieren. Zu behaupten, nur so könne man in die Zukunft gehen, ist pure Ideologie und hält keiner sachlichen Diskussion stand. Weshalb diese freilich auch nie geführt, sondern alles auf die Konfrontation der Schubladen alt-neu, alt-jung, konservativ-progressiv usw. reduziert und mit Polemik und Beleidigungen gewürzt wird.
Dienstag, 18.Juli, 19:14 Uhr
Klaus Keßler
Eintrittskarten
Regie, Sänger, Dirigenten und Kartenpreise sind die Säulen, warum im Jahr 2023 nicht ausverkauft ist. Das sollte die Festspielleitung endlich erkennen.
Dienstag, 18.Juli, 16:45 Uhr
trappe
"Das weiß ich kaum!" Und selbst dann sei es drum, gerade weil ich die Situation so alarmierend empfinde: Ich wiederhole diese Tatsachen gerne, bis der Brunnen bricht!
Und mir ist unbegreiflich, wie jemand glaubt, mit einer Marketingabteilung die eigentlichen Ursachen zu übertünchen und weiterhin an dem Kurs ins Nirvana festzuhalten. Das Marketing soll bewirken, den Absatz zu erhöhen, indem man sein Produkt beim "Kunden" respektive Publikum anbietet und sich eher damit anbiedert. Gute Opernaufführung sorgt per se für Aufmerksamkeit aufgrund seiner Qualität. Fakt ist Fakt!
Dienstag, 18.Juli, 12:22 Uhr
trappe
Ausreden
Es war doch klar, dass Katharina Wagner sich mit scheinheiligen Argumenten exkulpieren wird:
Inflationsbedingte Ticketpreissteigerung, verspätetes Vertriebsmaßnahmen, fehlendes Marketing.
Ihre Sturheit und Borniertheit, sie ist nun einmal ein Leben lang von Wolfgang Wagner darauf hin gezüchtet worden, Herrin Bayreuths zu werden (der große Peter Wapnewski), wollen sie nicht erkennen lassen, dass es faktisch an der zu schlechten Regie, der abfallenden Qualität an Sängern und Dirigenten liegt, dass das Interesse stark zurück gegangen ist. Dies würde auch eine Selbstanalyse der schlechten Regie bedingen, die nur der Musik untergeordnet sein darf. Doch eine selbstkritische Haltung wird man sicher bei Katharina Wagner vergebens erwarten dürfen.
Bayreuth quo vadis?