Bei den Bayreuther Festspielen gibt es auf der Bühne die Newcomer und die alten Hasen. Sopranistin Catherine Foster gehört zur zweiten Kategorie. Sie singt schon seit 7 Jahren die Brünnhilde. Dieses Jahr singt sie nun die Partie der Isolde.
Bildquelle: Uwe Arens
Das Interview anhören
BR-KLASSIK: Catherine Foster, Sie sind das erste Mal die Isolde auf dem Grünen Hügel von Bayreuth. Sieben Jahre lang waren Sie die Brünnhilde. Wie fühlt sich denn dieser Umstieg an?
Catherine Foster: Ich fühle eigentlich keinen Umstieg. Es ist Wagner. Ich singe noch eine Wagner-Rolle auf dem Grünen Hügel und das gefällt mir. Ich kann nicht sagen, wie wunderbar das ist für mich, zurückzukommen und die Isolde auf der Bühne zu singen. Beide Partien sind so fabelhaft und genau richtig für mich.
BR-KLASSIK: Sie haben extrem viel Wagner-Erfahrung als Sängerin und auch schon die verschiedensten Dirigenten erlebt. Jetzt ein Newcomer: Cornelius Meister. (Das Interview entstand vor der Dirigentenrochade, Anm.d.Red.) Wie ist denn Ihr Eindruck, was die Zusammenarbeit mit diesem doch noch verhältnismäßig jungen Dirigenten von 42 Jahren angeht?
Das Festspielhaus in Bayreuth. | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Daniel Karmann Catherine Foster: Sehr gut. Ich habe schon mit ihm in Riga gesungen. 2011 hatte ich die Götterdämmerung mit ihm. Es ist schön, wieder mit ihm zu arbeiten. Er weiß so viel über das Stück, das ist sehr interessant. Und wir sind sehr klar miteinander. Ich kann ihn gut lesen und ich hoffe, es geht ihm auch mit mir so. Wir kommen Stück für Stück auf ein und denselben Weg. Es ist wie bei Sportlern: Wir müssen ein Team bilden, einander kennenlernen, wissen, was er möchte, was ich möchte. Und daraus alles entwickeln. Und dafür gibt’s die Probenzeit.
BR-KLASSIK: Der Regisseur des Tristan ist ein Debütant in Bayreuth, Roland Schwab, ein ausgewiesener Wagner-Fan, der vergleichsweise wenig Zeit hatte. Erst zum Jahreswechsel trat die Festspielleitung an ihn heran, ob er denn den Tristan übernähme. Wie empfinden Sie denn seine Inszenierung?
Catherine Foster: Fabelhaft. Ich finde sie sehr schön. Er ist auch Musiker – am Ende einer Probe vor ein paar Wochen saßen Cornelius (Meister) und Roland (Schwab) am Klavier und haben zusammen den Schlussgesang gespielt. Es war so toll, sie sind sich total einig, und Roland kommt von der Musik. Er fragt sich, was spricht die Musik. Und er geht wirklich danach, was Wagner möchte und wie wir das transportieren und auf die Bühne bringen können. Und er hat wunderbare Ideen, finde ich. Ich komme sehr gut klar mit ihm.
Es ist wie bei Sportlern: Wir müssen ein Team bilden.
BR-KLASSIK: Regisseur Roland Schwab hat etwas Interessantes gesagt: Er meint, speziell im Tristan wird der Text immer mehr durch die Musik verschluckt. So hat er sich ausgedrückt. Wie wäre denn Ihr Ideal, mit dem Text beim Singen umzugehen?
Catherine Foster in der Rolle der Brünhilde bei den Bayreuther Festspielen 2017. | Bildquelle: © Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath Catherine Foster: Interessante Frage. Ich kann nur sagen, was ich selbst mache: Ich stehe auf der Bühne und dann bin ich Isolde oder Brünnhilde. Und ich meine jedes Wort, was ich auf der Bühne sage. Ich liebe es, Deutsch zu sprechen und zu singen. Es gibt so viele Farben, die man hervorheben kann, so viele verschiedene Kleinigkeiten. Der Text von Isolde gehört zu den schwereren Texten, die ich gelernt habe, weil es viele Ähnlichkeiten gibt: Lässt man das Schwert fallen oder ließ ich es fallen oder ließ ich es sinken? Der Subtext ist sehr, sehr wichtig. Und dann schaut man, wie der Text mit der Musik verbunden ist.
BR-KLASSIK: Sie sind Britin, in Nottingham geboren. Sie haben in Birmingham studiert und waren dann am Opernstudio in London. Sie sind dann aber recht bald nach dem Studium nach Deutschland gekommen, nach Weimar, und geblieben. Was hat Sie hier nach Deutschland gezogen?
Catherine Foster: Jobs. In Großbritannien habe ich versucht, Sängerin zu sein. Und dann habe ich über meine Lehrerin von diesem Festsystem (feste Engagements an Theatern, Anm. d. Red.) gehört. Ich hatte keine Ahnung, dass es so etwas gibt und dann bin ich im Jahr 2000 hierher gefahren und George Alexander Albrecht hat mich auf der Bühne gehört und gesagt: ich will Sie haben für meinen Tannhäuser in 2002. Ich war dann zehn Jahre fest in Weimar. Ich sprach kein Wort Deutsch, als ich nach Deutschland kam. Deutsch habe ich dann auf der Straße und in der Arbeit gelernt. Zu dieser Zeit hat niemand Englisch gesprochen. Deshalb musste ich Deutsch lernen wie ein Kind. Ende des Jahres konnte ich mich dann unterhalten – so hat sich mein Deutsch entwickelt.
BR-KLASSIK: Sind die Briten denn auch so Wagner-enthusiastisch wie die Deutschen?
Catherine Foster: Ja, ich glaube ja. Es gibt einen Wagner-Verband. Ich glaube, es ist wie eine große Familie. Wagner kann man in der ganzen Welt sehen. Überall wo ich singe, sehe ich dieselben Leute aus Frankreich, Italien, von überall. Das ist für mich ein richtig schönes Erlebnis.
Kommentare (0)