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Operette im Bergbau Aigen-Schwälgl Carl Zellers "Obersteiger"

Carl Zellers "Vogelhändler" zählt noch immer zu den meist gespielten Operetten des Repertoires. Sein "Obersteiger" hingegen ist heute so gut wie vergessen. Nicht aber in Aigen-Schlägl, wo Zeller mit seinem Librettisten Moritz West jedes Jahr seinen Urlaub verbracht hat und wo diese Operette nun wieder auf den Spielplan gewandert ist.

Bildquelle: Otto Saxinger/Markus Schwarz

Kritik

Carl Zellers "Obersteiger" im Bergbau Aigen-Schwälgl

Diese Aufführung hat einen besonderen Reiz: der authentische Schauplatz als einstige Sommerfrische und als Kulisse für eine Operette, in der es um Bergleute geht und um ihren rebellischen Vorarbeiter – den "Obersteiger". Denn gespielt wird in einem Steinbruch, also tatsächlich vor Ort, wobei der echte Steinbruch zum Großteil vom Sperrholz-Bühnenbild verdeckt wird. Da hätte man dem tollen Ambiente mehr vertrauen können, so wie man dem Ensemble vertraut hat, das hauptsächlich aus Amateuren besteht. Und das ist eine weitere Besonderheit dieser Produktion: Fast alle Mitwirkenden sind gegenwärtige und ehemalige Schüler des Landesmusikschulwerks Oberösterreich oder unterrichten dort.

Laien und Schüler, aber hochprofessionell

"Es ist eine große Chance, Motivation in den Unterricht zu bringen, wenn ich den Schülern etwas bieten kann und sie wahrgenommen werden als Teilnehmer eines großen Projektes", meint der künstlerische Leiter Norbert Huber. Er selbst ist Musikschullehrer für Violine und Querflöte. Viele seiner Schülerinnen und Schüler wirken an diesem Projekt mit. Aber auch erwachsene Laien sind dabei. Etwa Anton Kehrer, der hauptberuflich als Techniker arbeitet. "Ich mache das wirklich nur zum Hobby und stehe nicht so oft auf der Bühne", sagt er. "Es ist großartig, bei so einer Riesenproduktion mitzumachen", so Kehrer. Ein reiner Laie ist er trotzdem nicht. Immerhin hat er einmal Gesang studiert, dirigiert eine Blaskapelle und spielt sogar die Titelrolle, den Obersteiger. Und wie er das macht! Absolut professionell.

Erstaunlich große Besetzung

Seine Bühnenpartnerin, Eva Marschall, ist zugleich seine Gesangslehrerin. Und so mischen sich Schülerinnen und Lehrer nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Chor und im Orchester. "Das Ensemble ist wirklich bunt gemischt, und genau das macht die ganze Sache so reizend und prickelnd. Wir sind alle ein Team, fantastisch!", berichtet eine weitere Mitwirkende. Die Operette ist erstaunlich groß besetzt – 150 Mitwirkende insgesamt – und klingt erstaunlich gut. Dennoch behält der Dirigent Thomas Eckerstorfer die Ruhe und den Überblick über das Gewusel um ihn herum. Da treten Kinder auf, es wird getanzt und geschossen und auch sonst dem Affen ordentlich Zucker gegeben.

Unterhaltsam, konventionell, atmosphärisch

Volkstheater im besten Sinn – mit aktuellen Coupletstrophen zur österreichischen Politik und zur Corona-Misere der Künstlerinnen und Künstler. Anton Kehrer wie auch die anderen Mitwirkenden erweisen sich auch hier als echte Komödianten. Ein unterhaltsamer Abend, konventionell inszeniert, aber voller Atmosphäre und voller Engagement, weit ab vom Schuss und trotzdem mittendrin.

Sendung: "Allegro" am 25. Juli 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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