Die Pianistin Beatrice Rana kommt aus dem Süden Italiens und ist international für ihr elektrisierendes Klavierspiel bekannt. Im Interview erzählt sie, wie sie sich auf die ständig wechselnden Konzertflügel einstellt, und wie sie als Kind das Instrument ihrer Mutter zerstört hat. Am 14. Januar spielt sie in der Münchner Isarphilharmonie.
Bildquelle: Marie Staggat / Warner Classics
BR-KLASSIK: Ihre Eltern sind auch Pianisten, wie war das, wenn Sie zu Hause alle gleichzeitig üben wollten?
Beatrice Rana: Das war tatsächlich kein Problem, weil wir nämlich fünf Flügel zuhause haben. Natürlich gab es da immer ganz viel Musik, aber wir mussten uns glücklicherweise nie um einen Platz am Klavier streiten. Es waren wohl eher unsere Nachbarn, die mit uns ein Problem hatten.
BR-KLASSIK: Gab es einen Flügel, den Sie besonders mochten?
Beatrice Rana: Ich habe immer am liebsten auf dem Flügel meiner Mutter gespielt, ein wunderbares Instrument der Marke Krauss. Zu besonderen Gelegenheiten durfte ich aber auch mal auf dem Bösendorfer meines Vaters üben. Als ich sechzehn wurde, habe ich den Krauss-Flügel kaputt gespielt. Danach habe ich mein eigenes Instrument bekommen, einen Yamaha-Flügel.
BR-KLASSIK: Was bedeutet es, dass Sie den Flügel zerstört haben?
Beatrice Rana: Der Flügel war zu dem Zeitpunkt ungefähr dreißig Jahre alt und war täglich von meiner Mutter, ihren Schülern und von mir gespielt worden. Das heißt, er hatte wirklich viel mitgemacht. Und so haben wir ihn in den Ruhestand geschickt.
BR-KLASSIK: Auf Tour spielen Sie auf vielen verschiedenen Flügeln. Wie schnell werden Sie warm mit einem fremden Instrument?
Bildquelle: Nicolas Bets Beatrice Rana: Das ist meiner Meinung nach der interessanteste und manchmal auch schwierigste Aspekt meines Jobs. Einerseits kann ein Flügel äußerst inspirierend sein. Findet man ein gutes Instrument vor, dann können einen der Klang und die Akustik im Raum beflügeln. Steht da aber ein schlechtes Instrument, dann kann es zum schlimmsten Feind werden. Es ist also jedes Mal anders und immer ein bisschen kompliziert, aber mir macht das durchaus Spaß. Denn ist der Flügel gut, dann genieße ich es. Ist er schlecht, kann ich dabei etwas lernen. Ich muss herausfinden, wie ich ihn zum Klingen bringe, denn das Konzert am Abend findet ja auf jeden Fall statt. Man profitiert also in jedem Fall von der Erfahrung.
BR-KLASSIK: Beatrice Rana, was können Sie uns über Ihre Inspiration erzählen, wenn Sie ein Konzert spielen, wie am 14. Januar in München mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 20?
Beatrice Rana: Die Tatsache, dass ich aus einer Familie von Pianisten komme, hat mich schon immer sehr inspiriert. Mein Vater ist Korrepetitor an der Oper, daher bin ich in der Opernwelt aufgewachsen. Ich sehe bei Mozart so viele Verbindungen zur Oper und ich habe das Gefühl, dass das Klavier hier zwar nicht unbedingt als Diva, aber doch als Opernrolle behandelt wird. Es ist interessant zu beobachten, welche Motive und Themen im Klavierpart zu finden sind. Das ist meine Hauptinspiration.
Am 14. Januar spielt Beatrice Rana in der Isarphilharmonie in München, zusammen mit der Academy St Martin in the Fields. Alle Informationen zu dem Konzert finden Sie hier.
BR-KLASSIK: Ist Mozart so leicht zu spielen, wie es klingt?
Beatrice Rana: Leider nicht. Bei Mozart ist das immer so, dass es einfach klingt, in Wahrheit aber ganz anders ist. Ich muss da immer an diesen Ausspruch von Chopin denken: „Einfachheit ist die letzte Errungenschaft“. Und er lässt sich meiner Meinung nach auch sehr gut auf Mozarts Musik anwenden. Aber speziell in diesem d-Moll-Konzert geht es um so viel mehr als nur einen Klang der Einfachheit. Es ist das erste Konzert, das in einer Moll-Tonart geschrieben wurde. In den Moll-Tonarten erforscht Mozart die Welt und Haltung der Romantik. Es handelt in gewisser Weise von dem romantischen Helden. Die Herausforderung liegt darin, dass es in so wenigen Noten so viel zu sagen gibt.
BR-KLASSIK: Was machen Sie, um es so leicht klingen zu lassen?
Beatrice Rana: Mozart war ein Virtuose, der für das Klavier geschrieben hat. Aber bei ihm steht die Virtuosität in den Diensten des Ausdrucks und der Expressivität - und hat weniger mit technischen Aspekten zu tun. Vielmehr geht es um eine Richtung und die Bedeutung dessen, was durch die Musik gesagt wird. Wiederholung, Wechsel der Tonart, Richtung eines Satzes und Inhalt sind für mich die wichtigsten Aspekte in Mozarts Musik.
BR-KLASSIK: Wie wird Ihr Jahr 2024?
Beatrice Rana: Das neue Jahr startet für mich mit einer großen Tournee, gemeinsam mit der Academy of St Martin in the Fields unter Adam Fischer. Darauf freue ich mich sehr. Danach bin ich für einige Rezitals in den USA. Außerdem werde ich mehrfach das Klavierkonzert von Clara Schumann spielen. Ich versuche immer, Projekte mit Werken verschiedener Komponisten und in unterschiedlicher Besetzung zu planen.
Sendung: "Allegro" am 8. Januar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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