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BR-Chor singt Nono und Dallapiccola Hochpolitische Musik für Salzburg

Der Chor des Bayerischen Rundfunks ist zu Gast bei den Salzburger Festspielen, und es wird politisch: Widerstand gegen die Nazis ist das Thema der zwei komplexen Werke von Luigi Nono und Luigi Dallapiccola bei der Ouverture Spirituelle am Donnerstag.

Der Chor des Bayerischen Rundfunks | Bildquelle: Astrid Ackermann | BR

Bildquelle: Astrid Ackermann | BR

"Il canto sospeso" von Luigi Nono ist eine Anklage. Sie klingt farbig und sphärisch – und ist zugleich bitter und dunkel wie der Tod. Einige der besten Chorstimmen der Welt ziehen einen hinein: ein Sog, ein Strudel in dieses abgründige Werk. Der Chor des Bayerischen Rundfunks probt Nonos "Il canto sospeso". Bei weit geöffneten Fenstern im Chorprobensaal im Münchner Funkhaus. Plus Kantinengeklapper, das der vorgewittrige Sommerwind reinpustet.

Dabei sein

Das Konzert findet am 25. Juli im Rahmen der Salzburger Festspiele statt, auf br-klassik.de ab 30. August um 19.30 Uhr im Videostream zu erleben. Der Mitschnitt im Radio läuft schon vorher, am 8. August um 18.05 Uhr auf BR-KLASSIK.

 Schwebender Gesang

"Il canto sospeso", das heißt auf Deutsch in etwa: unterbrochener, schwebender Gesang. Und wie so oft im Leben ist das, was am Ende ganz leicht klingen soll – schwebend! – besonders herausfordernd. Selbst für den BR-Chor und Peter Dijkstra, der das Stück mit den Sängerinnen und Sängern für Salzburg einstudiert.

Es ist sehr harsche und zerfetzte Musik. Und die Texte sind unglaublich berührend.
Peter Dijkstra über die Musik von Luigi Nono

 Grausamkeit in Silben gehackt

Nono verarbeitet hier Briefe und Notizen junger Menschen, die als Widerstandskämpferinnen und -kämpfer von den Nazis ermordet wurden. Und verarbeiten heißt bei ihm: Er löst sie auf, in die Musik hinein, Laut um Laut, hingewebt in die verschiedenen Stimmen, nur alle Stimmen zusammen ergeben Melodien. Der Text ist dadurch kaum zu verstehen, die Grausamkeit in Silben gehackt. Doch die Stimmung der Briefe vermittelt sich trotzdem. 19 Jahre lang, seine gesamte Kindheit und Jugend, hat Nono unter Mussolini verbracht. Oder vielmehr: gelitten. Das hat ihn geprägt wie nichts sonst, ihn zum Anti-Faschisten gemacht.

Ich versuche, Musik in einem sozialistischen Sinn zu schreiben.
Luigi Nono

 Hörsport für den Chor

In jedem Fall ist es ein widerständiges Werk und ein Werk mit Hindernissen. Peter Dijkstra nimmt’s sportlich: "Das ist so was wie Hörsport, wenn man da vorne steht und den Chor leitet und versucht, dem Chor durch diese schwierige Literatur zu helfen , dass sie nicht zu schnell müde werden, dass die Konzentration frisch bleibt."

Salzburger Festspiele

Alles über die diesjährigen Salzburger Festspiele, die Radioübertragungen bei BR-KLASSIK sowie Videostreams finden Sie im Salzburg-Dossier.

 Schlüsselwerk in Sachen Widerstand

In Salzburg kombinieren sie Nono mit Dallapiccolas "Il prigioniero", der Gefangene. Auch das ein Schlüsselwerk in Sachen Widerstand gegen die Nazis. Dann zusammen mit Orchester, Sprecher und Solistinnen. Dieser Konzertabend dürfte düster und aufrüttelnd werden im pittoresken Salzburg, das immerhin noch gar nicht so lang dabei ist, seine NS-Geschichte aufzuarbeiten.

Infos zum Konzert

Luigi Nono:
Il canto sospeso
Luigi Dallapiccola:
Il prigioniero (konzertante Aufführung)

Caroline Wettergreen - Sopran (Nono)
Freya Apffelstaedt - Alt (Nono)
Robin Tritschler - Tenor (Nono)
Tobias Moretti - Sprecher
Tanja Ariane Baumgartner - Die Mutter
Georg Nigl - Der Gefangene
John Daszak - Der Kerkermeister / Der Großinquisitor
Andrew Lepri Meyer - Erster Priester
Timo Janzen - Zweiter Priester
Chor des Bayerischen Rundfunks
ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Dirigent: Maxime Pascal

Sprecher: Tobias Moretti

Kommentare (1)

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Donnerstag, 25.Juli, 22:40 Uhr

Georg ASAGAROFF

Kritikerrunde nach Tristan und Isolde

Es ist unerträglich wie manche Kritiker die Leistungen mancher Sängee herunterziehen und sich über Gesangstechnik auslassen , obwohl sie selber von Singen keine Ahnung haben . Ich habe die Aufführung im BR Concert TV gesehen und bin total anderer Meinung was die Sängerleistungen und auch die Textverständlichkeit betrifft. Besonders der Zürcher Kritiker glaubt er sei der perfekte Stimmkenner - schlimm . Solches Gerede ist so unnötig und eigentlich zu veemeiden .

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