100 Jahre wäre Doris Day am 3. April 2022 geworden. Vor kurzem erschien nun eine deutschsprachige Biografie über die Schauspielerin und Sängerin – über eine wehrhafte Frau mit unglücklichem Image.
Bildquelle: Südverlag
Buchtipp
"Doris Day. Ihr Leben, ihre Filme, ihre Lieder"
So konnte sie singen: berückend schön, feine Stimme, klare Artikulation, gekonntes Timing. Doris Mary Ann Kappelhoff hieß die Sängerin. Unter diesem Namen kennt sie nur kaum jemand. Berühmt wurde sie als Doris Day und sang weit mehr als "Que será, será". Wenn sie sich die Melodien lyrischer Jazzsongs auf der Zunge zergehen ließ, war das zum Schwelgen. Doris Day sei "die beste Sängerin aller Zeiten", bewunderte sie einmal die amerikanische Opern-Sopranistin Anna Moffo. Day war auch eine enorm gefragte Schauspielerin – fuhr sich aber mit der Zeit in einem Image als harmlos-sittsame Sauberfrau mit blonder Betonfrisur fest – liebliche Filmkomödien präsentierten sie so. Böse Menschen verspotteten Doris Day als "älteste Jungfrau der Welt".
Die vor kurzem erschienene Biografie "Doris Day – Ihr Leben, ihre Filme ihre Lieder" spürt dem Leben und dem Werk der Doris Mary Ann Kappelhoff nach. Schnell spürt man den großen Respekt, den die Autorin Bettina Uhlich (Anglistin und Filmspezialistin) zu Recht vor der Künstlerin hat. Zugleich versucht Uhlich nichts zu verherrlichen, sondern unterzieht gerade die Filme kritischen Betrachtungen. Auch das keineswegs einfach Leben hinter den Filmen beleuchtet sie: eine vereitelte Tänzerinnen-Karriere nach einem Autounfall in der Jugend, schwierige Beziehungen zu Männern – viermal war Doris Day verheiratet –, Existenzbedrohung, weil einer der Ehemänner und sein Berater ihr ganzes Vermögen veruntreuten.
Bettina Uhlich zeichnet das Bild einer Frau, die sich in einer eingeschworenen Männerwelt zu behaupten wusste. Eine "wahrhaft wehrhafte Frau" sei Doris Day gewesen, heißt es gleich zweimal wortgleich im Buch. Die Erkenntnisse muss man sich beim Lesen aber hart erarbeiten. Das erschreckend schlecht lektorierte Buch strotzt nur so vor falscher indirekter Rede und unbeholfenen Schilderungen. Der Gipfel ist der Hinweis auf die - so wörtlich - "wiederholte Paarung" Days und eines ihrer Filmpartner auf der Leinwand, was in dieser Bedeutung definitiv nicht stattfand. Fakt ist aber: Die Schauspielerin und Sängerin Doris Day war eine viel komplexere Figur, als das gängige Bild von ihr glauben macht. Ein neuer Blick auf sie war lange fällig.
Bettina Uhlich:
Doris Day – Ihr Leben, ihre Filme, ihre Lieder
SÜDVERLAG, 2021
320 Seiten
Preis: 22,00 Euro
Sendung: "Allegro" am 4. April 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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