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Das Opernhaus Odessa Symbol für Freiheit und Durchhaltewillen

Odessa ist in diesen Tagen kaum wieder zu erkennen. Es geht normalerweise laut zu, geschäftig und bunt. Jetzt verstellen überall Panzersperren den Weg, Barrikaden aus Sandsäcken sollen Beschuss abwehren. Hoch über der einheitlich klassizistisch geprägten Innenstadt thront das prächtige Opernhaus: der Stolz der Stadt. Die reiche Tradition verbindet sich mit Tschaikowsky, Liszt, Rachmaninow oder Swjatoslaw Richter. Ukrainische Musiker*innen geben hier fast täglich kleine Konzerte unter freiem Himmel. Denn für sie ist das Gebäude mehr als nur ein Opernhaus.

Bildquelle: picture alliance / imageBROKER | Andrey Nekrasov

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Das Opernhaus in Odessa

"Flieg Gedanke, auf goldenen Schwingen", singt der Chor der Oper in Odessa unter freiem Himmel. Das Lied, das auch als Verdis Gefangenenchor oder Freiheitschor bekannt ist, soll die Bitte in die Welt hinaustragen, den Himmel über der Ukraine zu schützen.

Das Opernhaus als Symbol für Freiheit

24.03.2022, Ukraine, Odessa: Sandsäcke blockieren eine Straße vor dem Gebäude des Nationalen Akademischen Theater für Oper und Ballett. Foto: Petros Giannakouris/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Petros Giannakouris Sandsäcke und Panzersperren schützen in Odessa die Straßen und Gebäude vor Beschuss. | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Petros Giannakouris Die Angst ist auch in Odessa groß. Hoch über der Stadt, die seit Kriegsbeginn mit Panzersperren und Sandsäcken geschützt wird und einer Festung gleicht, thront das berühmte Opernhaus. Es ist zu einer Insignie des Durchhaltewillens und der Freiheit geworden. Schon im Zweiten Weltkrieg hatte der neobarocke Bau des Architektenduos Fellner & Helmer die 73 Tage andauernde Belagerung durch rumänische Faschisten unbeschadet überstanden – die Bilder von 1941 sind denen von heute erschreckend ähnlich. Heute macht sich Odessa vor der Kulisse des Opernhauses selber Mut.

Odessiten sind Kosmopoliten

Fast jeden Tag gibt es ein anderes musikalisches Programm: Mal spielt eine Militärkapelle "Don’t worry, be happy", mal singen Ensemblemitglieder der Oper die ukrainische Nationalhymne, dann wieder schrammeln Soldaten auf Gitarren. "Ein Odessit ist ein Mensch, der verschiedene Kulturen und Nationalitäten in sich trägt. Odessiten sind Kosmopoliten", erklärt die Literatur- und Musikwissenschaftlerin Elena Karakina. "Sie finden sehr leicht eine gemeinsame Sprache mit anderen Menschen, die in das Leben verliebt sind." Denn Odessiten seien schon immer Freigeister gewesen, entschlossen, ihre liberale Lebensart zu verteidigen. "Sie streiten nicht", erklärt sie weiter. Denn alle seien zwar unterschiedlich, aber sie hätten gelernt, miteinander auszukommen und über sich selbst zu lachen. "Das ist sehr wichtig."

Ensemblemitglieder verteidigen die Stadt

Die Oper spielt bei dieser seit jeher kosmopolitischen Lebensart eine zentrale Rolle. Puschkin widmet ihr in seinem Versroman "Eugen Onegin" die Zeilen: "Aber schon dunkelt der blaue Abend. Für uns geht es bald in die Oper. Da ist der entzückende Rossini, Europas Liebling – Orpheus. Gibt es denn dort nur Zauber?" Allen Zauber und Eigensinn gilt es zu bewahren. Die Mitglieder des Ensembles beteiligen sich denn auch beim zivilen Verteidigungsschutz der Stadt.

Potemkinsche Treppe als Versprechen für Normalität

Die Potjomkin-Treppe in Odessa | Bildquelle: BR/MDR/Telekult Die potemkinsche Treppe in Odessa, benannt nach dem Film "Panzerkreuz Potemkin", ist für die Ukrainer ein Versprechen für Normalität. | Bildquelle: BR/MDR/Telekult Gleich hinter dem Opernhaus führen 192 flache Stufen von dem Plateau, auf dem Odessa hoch über dem Schwarzen Meer thront, hinab zum Hafen. Es ist die berühmteste Treppe der Welt, benannt nach Sergej Eisensteins Revolutionsdrama "Panzerkreuzer Potemkin". Ein Kinderwagen rollt, holpert und fliegt im Film diese Stufen hinab, es ist eine der atemberaubendsten Szenen der Filmgeschichte. Großes Kino. In der Realität gibt sich die Treppe indes weniger dramatisch, ungleich normaler. Normalität ist in Odessa heute ein Versprechen.

Sendung: "Allegro" am 30. März 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK.

Kommentare (1)

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Donnerstag, 31.März, 22:43 Uhr

Timm Zorn

Wuensche von ganzen Herzen, dass bald wieder Normalität einkehrt ??

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